Die Wiener ÖVP setzt das Thema Deutschförderung im Kindergarten ganz oben auf ihre politische Agenda.

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Wien – Beim Ausbau der frühkindlichen Deutschförderung ist in Wien noch reichlich Luft nach oben. Darauf machten im Frühjahr 2022 Zahlen der Wiener ÖVP aufmerksam, wonach viele in Wien geborene Kinder oft so schlecht Deutsch sprechen, dass sie als außerordentliche Schülerinnen und Schüler in der Volksschule eingestuft werden – und Deutschfördermaßnahmen brauchen. Die Hälfte dieser rund 10.484 Schulkinder musste im Jahr 2021/22 eine Deutschförderklasse besuchen. Auf diese Schieflage antwortete Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) damals mit zusätzlichen Sprachförderkräften in Kindergärten. Eine Maßnahme, die bereits im rot-pinken Regierungsabkommen festgehalten wurde.

Den Verbesserungsbedarf in Sachen Deutschförderung dürften alle erkannt haben: Für die Wiener ÖVP reichen die rot-pinken Maßnahmen aber nicht aus, wie sie am Dienstag im Rahmen einer Pressekonferenz kundtat.

Schwarzes Vorbild Dänemark

Dort präsentierten Landesparteiobmann Karl Mahrer und Bildungssprecher Harald Zierfuß einen üppigen Forderungskatalog. Ganz oben auf der Liste: eine Sprachstandsfeststellung aller Dreijährigen in Wien. Diese sollte Aufschluss darüber geben, wie es um die Sprachentwicklung der kleinen Kinder bestellt ist. Geht es nach der ÖVP, sollten im Falle eines Förderbedarfs die Kinder verpflichtend den Kindergarten besuchen. Wie eine solche Testung ausschauen und wer diese durchführen soll, blieb unklar.

Als "nacheifernswertes Vorbild" nennt Mahrer Dänemark: Dort werde nicht nur massiv in die vorschulische Sprachförderung investiert. "Dort besteht für Einjährige, die in Problemvierteln wohnen, auch eine Kindergartenpflicht", sagt Mahrer. Wien müsse hier auch nachziehen, meint der Landesparteiobmann.

Daneben fordert die ÖVP die Kindergartenförderung an die Qualität der Deutschförderung im Kindergarten zu koppeln und eine Erhöhung des Fachkraft-Kind-Schlüssels. Wichtig sei auch die Aufstockung der Anzahl von begleitenden Sprachförderkräften.

Sprachförderkräfte fehlen

Die ÖVP nennt als Grund für diese Forderungen die derzeitige Situation: Ein erheblicher Anteil der Wiener Kindergartenkinder mit nachgewiesenem Bedarf an Sprachförderung erhält diesen nämlich nicht. In den vergangenen Kindergartenjahren betrug der Wert laut Anfragebeantwortungen von Wiederkehr zwischen 41 und 43 Prozent. Das sind rund 5.500 bis 6.000 Kinder.

Ein wohl gewichtiger Grund dafür ist die schleppende Aufstockung bei den Sprachförderkräften: Das fixierte Ziel der rot-pinken Stadtregierung war im Jahr 2020 eigentlich bis 2025 von rund 300 auf 500 Sprachförderkräfte aufzustocken. Zwar wurde auch immer wieder aufgestockt, an der Gesamtzahl hat sich aber bislang noch wenig verändert. Laut Stand vom 9. November 2022 waren 240 Vollzeitäquivalente im Bereich der Sprachförderung im Einsatz. (etom, 16.5.2023)