Wien - Der ehemalige ÖVP-Obmann Erhard Busek habe ausgesprochen, was viele in der ÖVP schon lange hinter vorgehaltener Hand sagen, nämlich, dass die Zeit von Wolfgang Schüssel vorbei ist, stellte der geschäftsführende SPÖ-Klubobmann Josef Cap Montag gegenüber dem Pressedienst der SPÖ fest. Bemerkenswert sei, dass Buseks Dementi überaus halbherzig ausfiel. Er dementierte zwar, Schüssel zum Rückzug aufgefordert zu haben, bzw. gesagt zu haben, dass dieser müde sei, seine Feststellung, wonach Schüssels Zeit vorbei ist, revidierte er aber nicht. Angesichts des Durcheinanders rund um die Notwendigkeit oder Nichtnotwendigkeit einer Steuerreform und offenbar höchst nervös angesichts der bevorstehenden drei Landtagswahlen, steigt nun in der ÖVP jene Unzufriedenheit mit ihrem Obmann, die Busek als erster deutlich artikulierte.

Auch in der ÖVP scheint sich zunehmend die Meinung durchzusetzen, dass die Bundesregierung unter der Leitung Schüssels die Probleme des Landes nicht zu lösen in der Lage ist, sagte Cap unter Verweis auf die dramatischen Arbeitslosenzahlen, den Problemen im Sozial- und Gesundheitsbereich. Zudem hat Schüssel zunehmend auch die eigene Partei nicht mehr im Griff. Ein starker ÖVP-Obmann hätte längst für die Ablöse der steirischen ÖVP-Chefin Klasnic gesorgt, die im Sumpf zwischen EStAG, Spielberg und Herberstein zu versinken droht. Zudem wird allen ÖVP-Länderchefs immer klarer, dass die Politik der schwarz-orangen Bundesregierung für sie bei allen lokalen Wahlgängen einen zusätzlichen Malus mit sich bringt. "In guter alter ÖVP-Tradition scheint nun wieder eine jener Obmann-Debatten zu beginnen, die in guter alter ÖVP-Tradition stets mit der Demontage desselben endeten", stellte Cap fest.

Darabos: Kein Generationenwechsel bei SPÖ notwendig

SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos ortet keinen Bedarf für einen Generationenwechsel an der Spitze seiner Partei. Bei der ÖVP dagegen sieht er einen zunehmenden Wunsch innerhalb der Partei, von dem von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel eingeschlagenen Kurs abzugehen.

SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer sei mit seinen 45 Jahren noch völlig unverbraucht. Fünf Jahre an der Spitze der Partei seien in der Politik noch ein "kurzes Leben", sagte Darabos am Montag am Rande einer Pressekonferenz zur APA in Reaktion auf Aussagen von Ex-ÖVP-Chef Erhard Busek. Dieser hatte sich am Wochenende für einen "Generationswechsel" an der Spitze beider Parteien gefordert.

Darabos zeigte für die Kritik Buseks am SP-Chef wenig Verständnis. "Das geht ihn eigentlich nichts an", meinte er. Von einem notwendigen Generationenwechsel in der SPÖ könne keine Rede sein. Die Aussage Buseks in Richtung dessen eigener Partei bezeichnete Darabos dagegen als "bemerkenswert". Er sieht darin jedoch weniger den Wunsch nach einem Generationswechsel als vielmehr nach einem Kurswechsel in der ÖVP. (red/APA)