Alpbach/Wien – Prompt folgte das Dementi: Nein, Ex-ÖVP- Chef Erhard Busek habe seinem Nachfolger, Wolfgang Schüssel, nicht den Rückzug von der Parteispitze nahe gelegt. Das wollte Ersterer mit 37-minütiger Verzögerung in APA-Meldung 362 von Montagabend festgehalten haben.

Knapp davor konnte dort noch ganz anderes gelesen werden: Die Austria Presse Agentur zitierte einen Bericht der Tiroler Tageszeitung (Montagsausgabe), in dem Busek offen davon spricht, dass Schüssels Zeit "vorbei" sei. Sowohl den Kanzler als auch SP-Chef Alfred Gusenbauer hielt Busek in der Erstversion für "ziemlich müde", es sei Zeit für "einen Generationswechsel" in ÖVP und SPÖ.

Bei der Forderung nach einem Generationswechsel ist Busek auch nach seinem Dementi geblieben. Dass dieses überhaupt erfolgt ist, kann der verantwortliche Redakteur der Tiroler Tageszeitung, Markus Schramek, nur schwer nachvollziehen. Es habe sich um eine klassische Interviewsituation gehandelt, bei der allen Beteiligten klar war, was daraus zitiert würde. Auch seien die Passagen nicht Frucht seiner "Fantasie", wie es Busek in seiner Abwehrreaktion insinuierte. Folglich fanden auch diese Pikanterien Platz auf der Seite eins der Zeitung: Er, Busek, habe sich "fürchterlich geärgert" über Schüssels Kommentar zu Deutschland. "Das ist purer Populismus, das hat der Wolfgang doch gar nicht nötig", wird der Ex-VP-Chef zitiert.

Für Generalsekretär Reinhold Lopakta ein Grund zum Ärgern? "Nein, überhaupt nicht." Freilich hätte er sich schon geärgert, wenn Busek das gesagt hätte, aber nach einem Eil-Telefonat mit dem spitzzüngigen Alt-Parteichef habe sich alles geklärt. Dass Busek auch danach nicht davon abging, dass die Parteien – inklusive ÖVP – in ihrem derzeitigen Zustand für die Jugend "nicht attraktiv" seien, kommentiert Lopatka nicht ohne Seitenhieb: Es sei sein Fehler gewesen, das Jugendprogramm der ÖVP "im Kreis von älteren Herren" nicht ausreichend zu kommunizieren. Detail am Rande: Erhard Busek ist mit seinen 64 Jahren nur unbedeutend älter als der 60-jährige Parteifreund Wolfgang Schüssel.

Busek, auch sonst nicht um klare Worte verlegen, wetterte nicht zum ersten Mal gegen seine Partei. Erst im Juni 2005 kritisierte er Schüssels Linie in der Frage des EU-Beitritts der Türkei: Schüssel habe "allen diesen Schritten dorthin in der früheren Phase zugestimmt", jetzt zu bremsen sei "nicht glücklich".

Für die grüne Bundesgeschäftsführerin Michaela Sburny artikuliert Busek jetzt ohnehin nur das, "was führende ÖVP-Politiker längst hinter vorgehaltener Hand sagen". SP-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos merkte an, dass Gusenbauer "mit seinen 45 Jahren noch völlig unverbraucht" sei.

Generation mit Vision

In einer für den Standard durchgeführten Umfrage des Institutes Metis aus dem Jahr 2004 votierten 93,2 Prozent der Befragten (junge Menschen zwischen 15 bis 35 Jahren, 2500 Einzelinterviews und drei Wellen so genannter Fokusgruppen) für einen Generationswechsel in der Politik. Hauptmotiv: Bedarf an politischen Visionen. (kmo/DER STANDARD, Printausgabe, 23.8.2005)