Gibt es eigentlich nur eine künstliche Intelligenz, oder ist die künstliche Intelligenz nur eine von vielen? Wie auch immer. Kann bitte irgendjemand die KI fragen, was sie über diese Insekten weiß, die seit kurzem bei uns in der Sonne sitzen? Und zwar am liebsten auf glatten Oberflächen wie Fensterglas oder auf der Metallverkleidung der Terrassentür? Sie sind ungefähr einen Zentimeter groß und haben einen auffällig orangefarbenen Körper mit schwarzen Rallyestreifen an der Seite. Schauen cool aus.

Nach Vogel benannt?

Natürlich habe ich mich selbst auch schon schlau gemacht. Es dauerte aber ein wenig, wie ich zugeben muss, bis ich die ID der mir unbekannten Besucher herausfand. Es handelt sich um die Schnepfenfliege, die Gemeine Schnepfenfliege (Rhagio scolopaceus), um genau zu sein. Haben Sie auch noch nie davon gehört? Dabei ist die Schnepfenfliegenfamilie mit weltweit rund 750 Arten nicht gerade klein. Warum sie so heißen wie die Schnepfenvögel aus der Ordnung der Regenpfeiferartigen, weiß offenbar niemand so genau. Eine Erklärung geht so: Da beide rund um feuchte Biotope vorkommen, wurde die schmucke Schnepfenfliege einfach nach dem Vogel benannt.

Auf der Lauer

Manche Schnepfenfliegen sind Blutsauger, aber nicht unsere. Die sind ganz "normale" Räuber, jagen also kleinere Insekten. Dabei sitzen sie breitbeinig mit erhobenem Vorderkörper da, den Kopf nach unten geduckt. In dieser Lauerstellung können sie blitzschnell losstarten, wenn ein Happen vorbeikommt. Danach fliegen sie wieder zu ihrem Ansitz zurück oder genehmigen sich zwischendurch einen Schluck Nektar. Das geht Stunden so. Anders als andere Fliegen lässt sich die Gemeine Schnepfenfliege nicht so leicht von der Spezies Mensch aus der Ruhe bringen, wie ich festgestellt habe. Eine hat sich beim Fotografieren sogar unerschrocken auf das Objektiv gesetzt.

Wichtige Fußpflege

Wie alle Fliegen sind sie sehr auf Bein- und Fußpflege bedacht. Die Füße sind wahre Wunderwerke der physikalischen Anhaftung. Kleinste Härchen und ein Flüssigkeitsfilm sorgen dafür, dass Fliegen nicht vom Fenster fallen. Letzteres muss ich beizeiten wieder einmal putzen, hat mir die natürliche Intelligenz zugeflüstert. (Michael Simoner, 24.5.2023)

Schnepfenfliege in Lauerstellung(Belichtungszeit 1/320 Sek., Blende f8, Lichtempfindlichkeit ISO 2000, Brennweite 105 mm Makro).
Michael Simoner
Bei näherem Hinsehen zeigt sich die schöne Zeichnung der Gemeinen Schnepfenfliege(Belichtungszeit 1/800 Sek., Blende f6.3, Lichtempfindlichkeit ISO 1250, Brennweite 105 mm Makro).
Michael Simoner
Aug in Aug mit einer Schnepfenfliege auf dem Fliegengitter(Belichtungszeit 1/800 Sek., Blende f6.3, Lichtempfindlichkeit ISO 640, Brennweite 105 mm Makro).
Michael Simoner
Die Schnepfenfliege rutscht auch am Fensterglas nicht aus(Belichtungszeit 1/320 Sek., Blende f8, Lichtempfindlichkeit ISO 500, Brennweite 105 mm Makro).
Michael Simoner