Es gab eine Zeit, da löste das in eine zufällige Runde geworfene Wort "Ufo" stets Augenrollen, wenn nicht gar Kopfschütteln aus. Mittlerweile ist die Thematik rund um unerklärliche fliegende Objekte ein wenig salonfähiger geworden. Selbst an höchsten staatlichen Stellen, in militärischen Kreisen und bei der Nasa wird das Ufo-Phänomen durchaus ernst genommen: Einem Bericht des Pentagon zufolge lagen der Behörde bis August 2022 über 500 Berichte über Ufos vor, viele Hundert davon bisher unerklärbar.

Nachdem auch Persönlichkeiten wie der Nasa-Administrator Bill Nelson und der ehemalige CIA-Direktor John Brennan öffentlich ihre Aufgeschlossenheit gegenüber Ufos geäußert haben, dürfte das Thema seinen exotischen Flair vielleicht allmählich verlieren. Auch im akademischen Umfeld scheinen Ufos einen Teil ihres Schwurblermakels eingebüßt zu haben, wie eine aktuelle Untersuchung in den USA zeigt. Freilich dürfte die Mehrheit in der Wissenschaftswelt das Thema immer noch weitgehend mit spitzen Fingern anfassen.

Dass es auch in der Vergangenheit zwischen der akademischen Welt und der Ufologen-Szene Überschneidungen gab, dürfte auf der Hand liegen. Heute sind offenbar mehr Angehörige des akademischen Milieus bereit, dies zuzugeben.
REUTERS/Jim Urquhart

Merkwürdige Beobachtungen

Im Rahmen der Studie, die diese Woche im Fachjournal "Humanities and Social Science Communications" erschienen ist, haben sich 1.460 US-Akademiker bei einer Befragung zu ihren Erfahrungen und ihrer Haltung gegenüber Ufos – oder "unidentifizierten Luftphänomenen" (Unidentified Aerial Phenomena, UAP), wie sie offiziell von der US-Regierung bezeichnet werden – geäußert. Ein Team um Marissa Yingling von der University of Louisville in Kentucky hat die Antworten nun ausgewertet.

Einige der Befragten wussten von merkwürdigen Begegnungen zu berichten. "In meiner Studienzeit sah ich ein großes, rundes UAP mit rechteckigen, beleuchteten Fenstern an der Unterseite, das über dem Boden schwebte [...] Ich zwang meinen Mann, das Auto anzuhalten, damit ich aussteigen und es mir näher ansehen konnte", schilderte etwa eine Kommunikationswissenschafterin.

Ein anderer Forscher beschrieb ein eindrucksvolles Ereignis während seiner Jugend: "Meine ganze Familie und ich haben 1976 ein Ufo gesehen. Es schwebte über unserem Haus im ländlichen Nordosten. Zwei meiner Geschwister sahen es, während der Rest von uns im Haus war und ein Beben spürte und ein lautes Geräusch hörte. Wir saßen gerade beim Abendessen, und das Beben war so stark, dass wir alle nach draußen stürzten. [...] Meine Geschwister können das Objekt noch heute beschreiben und erinnern sich, wie schnell es sich vom Haus fortbewegt hat."

Immer noch eine heiße Kartoffel

Von jenen, die sich bereitwillig zu dem Thema befragen ließen, kamen rund zehn Prozent aus dem politikwissenschaftlichen Bereich, ein weiteres Zehntel ist der Physik zuzurechnen, zehn Prozent waren in der Psychologie zu Hause und sechs Prozent in den Ingenieurwissenschaften. Insgesamt zeichnete sich unter den Akademikerinnen und Akademikern trotz allem immer noch eine deutliche Zurückhaltung zum Thema Ufo ab. Das zeigte allein die Tatsache, dass von 39.984 Kontaktierten nur rund vier Prozent reagierten. Einer davon schrieb in seiner Antwort: "Das Stigma, das das Thema umgibt, ist so groß, dass ich Ihre ursprüngliche Einladung zur Teilnahme an der Umfrage für Spam hielt!"

Dieses mittlerweile recht bekannte Bild zeigt ein UAP, ein "nicht identifiziertes Luftphänomen", das einem Navy-Piloten am 28. April 2020 über den Wolken begegnet ist.
APA/AFP/DoD

Unter den verbliebenen knapp 1.500 Befragten zeichnete sich allerdings eine etwas offenere Haltung ab: Fast 20 Prozent von ihnen gaben an, schon persönlich ein Ufo beobachtet zu haben oder jemanden zu kennen, der eines gesehen hat, neun Prozent meinten, sie seien "möglicherweise" Zeuge einer Ufo-Erscheinung geworden. Über ein Drittel der Befragten würde es gerne sehen, wenn man sich mehr der Erforschung von Ufos widmen würde.

Neugier statt Skepsis oder Gleichgültigkeit

39 Prozent gaben sich ratlos bei der Frage nach den wahrscheinlichsten Erklärungen für Ufos, aber ein Fünftel führte die Sichtungen auf natürliche Ereignisse zurück. 13 Prozent hielten die Flugkörper für Produkte einer unbekannter Intelligenz. Es gab sogar Personen, die in Ufo-Forschungen involviert waren: Vier Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gaben an, dass ihre akademischen Forschungen auch mit dem Ufo-Phänomen in Zusammenhang stünden. 37 Prozent hielten Untersuchung von Ufo-Phänomenen für "sehr wichtig" oder "absolut wichtig", fast zwei Drittel der Befragten waren der Meinung, dass sich die akademische Wissenschaft an solchen Untersuchungen unbedingt beteiligen sollte.

"Unsere Ergebnisse zeigen, dass Fakultätsangehörige die akademische Bewertung von UAP-Informationen und mehr akademische Forschung zu diesem Thema für wichtig halten", sagte Yingling. Bei manchen würde die Neugier "gegenüber Skepsis oder Gleichgültigkeit überwiegen". Das Team räumt jedoch ein, dass die Rücklaufquote niedriger war, als es erwartet hatte. "Wie wir in der Studie untersuchen, könnte das Stigma mehr Lehrkräfte davon abgehalten haben, dieses Thema ernst zu nehmen", meinten die Forschenden. (Thomas Bergmayr, 24.5.2023)