Mit großem Tamtam präsentierte Apple die neue Brille Vision Pro. Sie soll so ziemlich alles können. Aber sieht sie auch gut aus?
Apple

Eines ist eh klar. Diese Brille kann man wahrscheinlich guten Gewissens als Genie bezeichnen. Es gibt kaum etwas, was das Modell Vision Pro nicht kann, sagt der Hersteller. Angeblich wurden 5.000 Patente auf die Mixed-Reality-Brille angemeldet, es handelt sich offenbar um einen Gestell gewordenen Superlativ. Setzt man sich dieses Meisterwerk der Technik auf die Nase, sieht man die reale Umgebung, das User Interface wird einfach über den schnöden Alltag gelegt.

Was aber noch nicht zur Genüge diskutiert wurde: Sieht die klobige Brille auch nach was aus? Die Frage ist durchaus berechtigt. Denn zur Erinnerung für alle, die sich noch nicht ausgiebig mit dem Apple-Gerät auseinandergesetzt haben – das Headset soll stolze 3.500 Dollar kosten. Um den Betrag in Relation zu setzen: Das wäre in etwa das Sechsfache einer Skibrille von einem Luxusmodehaus wie Bottega Veneta – für eine Vorderseite aus gebogenem Glas und einen Rahmen aus Aluminium und, jaja, ganz viel Technik.

Wer oder was also stand Pate für das Design des sperrigen Modells, das am Hinterkopf von einem Band gehalten werden muss und ein bisschen wie die Persiflage auf "Back to the Future II" aussieht? Puck, die Stubenfliege? Eine Taucherbrille? Diese Vermutung liegt nahe, auf Twitter wurden schon Memes mit luxuriösem Schlauchzubehör (für nur 899 Dollar!) gepostet. 

Oder war doch die verspiegelte Skibrille des Berliner Rappers Ski Aggu Stilvorlage für das Monstrum von Apple?  

Möglicherweise handelt es sich bei dem neuen Luxusobjekt einfach um eine aufwendige Interpretation der "schnellen Brille", die junge Menschen seit einiger Zeit feiern. Aufklärung für alle jenseits der 30: Damit sind eng am Kopf liegende, farbige Sonnenbrillen gemeint, die es an jeder Tankstelle des Vertrauens gibt. Und die schnell (!) etwas übertrieben aussehen können. Sie sind gerade so beliebt, dass es kaum einen Brillenhersteller gibt, der ein solches Gestell nicht im Angebot hat.     

01099 – Schnelle Brille
Hier ist sie: Die vierte Single zu unserem Album. Wir sind auf jeden Fall im Modus und hoffen Ihr auch. 🐸💕
01099

Menschen, die in der 1980er-Jahren aufgewachsen sind, dürften auch ein Déjà-vu erleben: Die smarten Brillen in "Back to the Future" sind eigentlich ganz gut gealtert. Die Generation Z zieht heute verdammt ähnliche Teile an. Wahrscheinlich hat man bei Apple einfach zu viele alte Filme geschaut.   

Back to the Future Part II Deleted Scene – Pizza (1985) – Michael J. Fox Movie HD
Vudu

Doch wollen wir mit der futuristischen Taucherbrille wirklich im Büro sitzen? Auf die Straße gehen? Man kann eigentlich nur hoffen, dass das "speziell designte Kopfband" am Hinterkopf nicht so verlässlich Haare herausreißt wie das Gummiband nach dem Tauchgang. Eine abschreckende Wirkung dürfte erst recht der externe Akku haben. Den schleppt man nämlich wie einen Katheter mit sich herum. Wer will das schon? Doch es gibt noch Hoffnung. Wie jede vernünftige High-Fashion-Kollektion kommt das Apple-Teil erst Monate später auf den Markt. Vielleicht wird bis Anfang 2024 ja noch am Design geschraubt. (feld, 6.6.2023)

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