Was wohl die Zukunft an neuen Wörtern bringen wird? Zuerst kommt eine Reise in die linguistische Vergangenheit.
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Diese Kolumne enthält eine Produktplatzierung, noch dazu für ein Produkt, das ich selbst produziert habe. Beim verspäteten Frühjahrsputz fiel mir mein Buch Da muss man durch in die Hände. Dieses 2009 erschienene Opus entstand aus einem Wörterbuch, das ich längere Zeit hindurch für den STANDARD online geschrieben hatte. Es enthält viele gelungene, missratene, lustige und idiotische Wortschöpfungen, die vor 15 Jahren im Schwange waren, mit beigefügten Kurzkommentaren.

Beim Durchblättern hat mich in erster Linie interessiert, was von dem dazumal Aufgespießten noch im Umlauf bzw. schon im Orkus der Sprachgeschichte verschwunden ist. Ganz eindeutig kann man das aber nie sagen, weil manchmal Unerwartetes geschieht und etwa eine längst tot geglaubte Vokabel plötzlich wieder auftaucht.

"Extrem cool"

Was "Bamboocha" heißt, weiß kein Mensch mehr. Das Wort soll aus dem Polynesischen stammen, bedeutet "extrem cool" und kam 2005 in einer Werbung für Fanta-Limonade vor. Was ein "Arschgeweih" ist, ist dagegen allgemein verständlich, weil besagtes Objekt, obwohl aus der Mode gekommen, noch auf manchem in die Jahre gekommenen Steiß überdauert.

Wer kennt noch den "Downshifter" oder die "Downshifterin", die 2007 im Spiegel erwähnt wurden? Es handelte sich um Vorfahren jener Leute, die heute auf eine gute Work-Life-Balance Wert legen. Produkte für diese Zielgruppe hießen "Lessness-Produkte" – nie mehr gehört. "Drinnies" waren Leute, die zu Hause hockten und das Essen vom Pizza-Service bezogen. Heißen die heute noch so?

Neue Neologismen

Leider nicht durchgesetzt hat sich die hübsche Schöpfung "Pandephonium", die von der amerikanischen Autorin Barbara Wallraff ersonnen wurde. Was damit gemeint ist? Die Kakofonie und Konfusion, die entsteht, wenn mehrere Handys an ein und demselben Ort gleichzeitig zu rumoren beginnen. Eine nützliche Vokabel.

Das "Momentum", für eine Kraft oder Stärke, deren Ausmaß zunimmt, wurde von einem Leser erstmals in der Politberichterstattung zur Wiener Landtagswahl 2005 in auffälliger Häufung beobachtet. Hat sich inzwischen brav eingebürgert, wird verstanden und bewährt sich – man muss ja nicht partout gegen alles sein, was aus dem Englischen kommt. Dem Bamboocha weine ich hingegen keine Träne nach, das kann mir problemlos gestohlen bleiben. (Christoph Winder, 10.6.2023)