SPÖ-Chef Andreas Babler blickt auf die Uhr.
Andreas Babler muss jederzeit damit rechnen, dass belastendes Material gegen ihn veröffentlicht wird. Der politische Gegner hat gesucht und gesammelt.
REUTERS/Leonhard Foeger

Es ist ein Gerücht, tatsächlich gibt es keinerlei Bestätigung dafür. Dennoch wird es mit Eifer erzählt: Als der niederösterreichische SPÖ-Chef Franz Schnabl nach der Wahl zurücktrat und Andreas Babler Ambitionen auf die Nachfolge nachgesagt wurden, soll die ÖVP in Niederösterreich ein Dossier über Babler angelegt haben. Dazu sei intensiv recherchiert worden. Das Ergebnis fülle 40 Seiten.

Tatsächlich tauchen in den Medien Geschichten auf, die den neuen SPÖ-Chef nicht unbedingt gut dastehen lassen. Man kann den Eindruck gewinnen, diese Geschichten, bislang ohne großen Gehalt, werden gezielt gestreut.

Schulkreuze anzünden

In der Krone wurde am Dienstag mit großer Ernsthaftigkeit berichtet, Babler habe in seiner Jugend Schulkreuze anzünden wollen (es aber nie getan). Als junger Gemeinderat und Funktionär der Sozialistischen Jugend zog Babler gegen die Kruzifixe ins Feld und riet: "Wenn’s euch stört, nehmt es ab! Handschuhe verwenden – Ansteckungsgefahr. Nicht im Klassenzimmer verbrennen – schlechte Luft, eventuell giftige Gase." Schlimmer noch: In der SJ-Mitgliederzeitung direkt stellte Babler die Frage "Wixt ein Pfarrer?" Damit hätte er gerne Bischof Kurt Krenn konfrontiert.

Das war in den 1990er-Jahren, und Babler war 20. Die ÖVP versucht heute noch, einen Skandal daraus zu konstruieren. In einer Aussendung vom Mittwoch hieß es in Reaktion auf den Bericht: "Das ist ganz sicher kein Lausbubenstreich und bedarf einer Entschuldigung! Wir lehnen diese hetzerischen Äußerungen von Andreas Babler ab ..."

Über Andreas Bablers Vergangenheit wird viel spekuliert.
Quellen: Krone.at, heute.at/Collage: der Standard

Vergessene Müllgebühr

Dass Babler im vergangenen Jahr darauf vergaß, Müllgebühr zu zahlen, und 285,48 Euro schuldig blieb, wurde gleich mehreren Medien als Geschichte angeboten. "Aufgedeckt" hat diesen vermeintlichen Skandal schließlich die Gratiszeitung Heute. Das Gericht habe einen Exekutionsantrag bewilligt, konnte Heute berichten, Babler hatte die Schuld aber mittlerweile beglichen. Diese Berichterstattung hat Bablers Wahl zum SPÖ-Vorsitzenden jedenfalls nicht nachhaltig beeinflusst.

Dass Babler 2016 neben seinen Bezügen als Bürgermeister auch als Angestellter der Stadt Traiskirchen ein Gehalt bezog, war damals Thema und wurde von seinen politischen Konkurrenten im Zuge der Vorsitzwahl erneut thematisiert – ohne großen Widerhall. Babler hatte seinen Fehler damals schon eingestanden und sich dafür entschuldigt.

Was neu war und tatsächlich für erhebliche Aufregung sorgte, war der Videomitschnitt, in dem Babler 2020 über die EU herzog und sie als "das aggressivste militärische Bündnis, das es je gegeben hat", bezeichnete, "schlimmer noch als die Nato". Diese Story kam allerdings nicht aus der ÖVP, sondern dürfte der Krone aus Kreisen der niederösterreichischen SPÖ zugespielt worden sein, von Bablers parteiinternen Widersachern. (Michael Völker, 15.6.2023)