Speist man gut und ist der Service flott und aufmerksam, gibt man im Lokal gerne Trinkgeld. Auf den nächsten vollen Betrag ist schnell aufgerundet. Natürlich unterscheidet sich die Höhe danach, ob man auf einen Spritzer geht, ein Drei-Gänge-Menü isst – oder ob man einfach nur einen Coffee to go holt.

Die Inflation der vergangenen Monate hat die Lebensmittelpreise in die Höhe schnalzen lassen, das ist auch in der Gastronomie spürbar. Essen und Trinken sind deutlich teurer geworden. Ganz will aber man nicht auf einen After-Work-Drink oder ein Date verzichten und versucht deswegen, anderswo zu sparen. Oft trifft es dann die Kellnerinnen und Kellner, die deswegen um ihr Trinkgeld umfallen. Aber das ist nicht auf die Gastronomie beschränkt. Auch andere Dienstleister wie Friseure, Taxifahrerinnen oder Lieferanten werden meistens mit einem kleinen Obolus belohnt. 

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Guter Service heißt gutes Trinkgeld – zumindest laut einer Umfrage.
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Sparsame Dänen

Das Meinungsforschungsinstitut Yougov hat nun in sieben Ländern untersucht, wann Trinkgeld gegeben wird und an welche Motivation das geknüpft ist. Verglichen wurden Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Schweden, Spanien und die USA, mehr als 10.000 Personen wurden befragt. 78 Prozent der Befragten aus Deutschland gaben dabei an, üblicherweise Trinkgeld im Lokal zu geben. Bei den US-Amerikanern liegt der Wert bei 77 Prozent. Am seltensten Trinkgeld geben in diesem Vergleich die Dänen: Dort sitzt nur bei 24 Prozent das Geld lockerer. Die Dänen sind gemeinsam mit den Italienern auch jene Gäste, die von sich am häufigsten sagen, dass sie nie Trinkgeld geben (34 beziehungsweise 33 Prozent der Befragten).

Das Verhalten lässt sich auch auf andere befragte Dienstleistungen ummünzen. Deutsche geben demnach Friseurinnen, Kellnern in einer Bar oder Taxifahrerinnen gerne Trinkgeld. Fast gleichauf liegen in der Umfrage Personen aus den USA. Ein signifikanter Unterschied zeigt sich aber in puncto Service: Während in den europäischen Ländern bei schlechtem Service gerne mal kein Trinkgeld hinterlassen wird, geben die US-Amerikaner dennoch ihre "Tips". Diese sind auch am spendabelsten: 67 Prozent der US-Bürger geben mehr als zehn Prozent Trinkgeld. Im Vergleich: Bei den Deutschen machen das gerade einmal 13 Prozent, unter den Spaniern sieben Prozent. 

Europäer geben durchschnittlich zwischen fünf und zehn Prozent Trinkgeld, wie aus der Umfrage hervorgeht. Wobei es auch hier ein Gefälle gibt: Fünf Prozent sind bei den Spaniern, Franzosen und Italienern üblich, während Deutsche, Briten und Schweden eher an die zehn Prozent "Maut" geben – wie das Servicegeld in Österreich genannt wird.

Für guten Service

Das liegt vor allem an der Motivation der Gäste, warum sie einen Obolus geben. In der Umfrage sagten rund ein Viertel der US-Amerikanerinnen und US-Amerikaner, sie gäben Trinkgeld, weil das Personal zu wenig Gehalt bekomme. Ähnlich sehen das die Italiener und die Franzosen. Aus den USA ist ja bekannt, dass ein Großteil des Servicepersonals in der Gastronomie vom Trinkgeld leben muss. Generell wird in den europäischen Ländern Trinkgeld als Belohnung für guten Service höher bewertet als in den USA. 

Während in den USA ein Trinkgeld zwischen zehn und 20 Prozent als üblich gilt, ist die Zahlung eines freiwilligen Obolus nicht überall Usus: Vor allem in asiatischen Ländern wie China, Südkorea und Japan gilt dieser als unhöflich. (rec, 19.6.2023)