KHM
Albertina, KHM und Technisches Museum: Die Leitung der drei Bundesmuseen wird demnächst bekanntgegeben.
Imago Images/Viennareport, Imago Images/ CTK Photo, Technisches Museum Wien

Es ist eher eine Frage von Tagen als Wochen, bis Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (von den Grünen nominiert) jene Personen verlautbart, die ab 2025 die Leitungen des Kunsthistorischen Museum (KHM), der Albertina und des Technische Museums übernehmen werden. Die eine oder andere Entscheidung könnte bereits gefallen sein, jedoch wollen Vertragsdetails in trockene Tücher gewickelt werden.

In der Vergangenheit dürfte man fallweise nicht gut beraten gewesen sein, die Entlohnung erst nach der Bekanntgabe zu verhandeln. Ob sich Mayer bei ihrer Wahl an die Empfehlungen der jeweiligen Findungskommission hält, die aus den Hearings die in besonderem Maße geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten filterten, wird sich weisen. Gesichert ist, dass sie mit allen persönlich Gespräche führt(e).

Anwärter für die Albertina

Dem STANDARD vorliegenden Informationen zufolge gehören Oliver Kase, Ralph Gleis und Nina Zimmer zu den Top-Anwärtern für die Albertina. Sie alle sind promovierte Kunsthistoriker und haben in unterschiedlicher Ausprägung die geforderte Erfahrung in Leitungsfunktionen. Kase ist Sammlungsdirektor für Klassische Moderne der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen (München) sowie deren stellvertretender Generaldirektor. Gleis leitet seit 2017 die Alte Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin und wurde vor einem Jahr zu deren Direktor ernannt. Dem Spezialisten für Kunst des 19. Jahrhunderts und der Klassischen Moderne ist der hiesige Kulturbetrieb aus seiner Zeit beim Wien-Museum (2009–2017) wohlbekannt.

Als Favoritin wird Nina Zimmer gehandelt. Die aus München Gebürtige promovierte über Künstlerkollektive um 1960 und leitet seit 2016 das Kunstmuseum Bern und das Zentrum Paul Klee in Personalunion. Als sogenannte Superdirektorin verdient sie derzeit 248.000 Schweizer Franken oder umgerechnet knapp 253.000 Euro. Das Salär von Klaus Albrecht Schröder lag 2021 inklusive Sachbezug und Zusatzpension bei etwas mehr als 313.000 Euro. Sabine Haag kam im gleichen Zeitraum auf rund 258.700 Euro.

Wer folgt auf Haag im KHM?

Die Neubestellungen bergen folglich ein theoretisches Einsparungspotenzial. Wer Haag im KHM folgen könnte? Neben Jonathan Fine, seit Juli 2021 Direktor des Weltmuseums Wien, haben es Marion Ackermann, seit 2016 Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, sowie Stefan Weppelmann, derzeit Leiter des Leipziger Museums der bildenden Künste, in die Endauswahl geschafft. Weppelmann ist den Mitarbeitern des KHM als Leiter der Gemäldegalerie (2015-2020) in Erinnerung geblieben, insbesondere seiner spröden Art wegen, wie es manche formulieren.

Dem Anforderungsprofil nach wird "eine dynamische Persönlichkeit mit hoher fachlicher und sozialer Kompetenz" gesucht. Lebensläufe geben darüber nur wenig Auskunft, wenn es um zwischenmenschliche Faktoren geht, die wiederum beim Führungsstil eine Rolle spielen – ein Aspekt, der hinter den Kulissen des Technischen Museums Wien (TMW) Thema zu sein scheint. Dem Vernehmen nach herrscht dort ein eher feudales Amtsverständnis, bei dem Anordnungen über fachliches Know-how gestellt werden sollen. 

Frustriertes Personal im Technischen Museum

Der amtierende Generaldirektor Peter Aufreiter bestreitet das auf Anfrage, vielmehr würden jüngst eröffnete Ausstellungen und Projekte zeigen, "wie sehr das wissenschaftlich-kuratorische Personal" in den von ihm "hochgeschätzten Kompetenzen maßgeblich für unsere Aktivitäten" sei. Eine von Frustration befeuerte Fluktuation wischt er mit dem Argument von Pensionierungen und einem veränderten Karriere- und Lebensmodell Jüngerer vom Tisch.

Allein in den vergangenen zwölf Monaten sollen über 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Museum verlassen haben, zu gut zehn Prozent waren davon Schlüssel- und Leitungsfunktionen betroffen. Aufreiter stellt diese Zahlen in Abrede. Auf fachlicher Ebene bemängeln Kritiker, dass das TMW mittlerweile eher einer Unterhaltungsmaschine gleiche als einer wissenschaftlichen Institution. Aus internationaler Perspektive schlage sich diese Sammlung weit unter ihrem Potenzial. Aufreiter, der in der Übergangsregierung von Alexander Schallenberg (ÖVP) bestellt wurde, sieht das anders und verweist auf "wachsenden Besucherzahlen", die die inhaltliche Positionierung als "zeitgemäßes, gesellschaftspolitisch relevantes Technikmuseum" bestätigen würden.

Ernsthafte Konkurrenz aus Linz

Der Germanist, der zuvor fünf Jahre die Galleria Nazionale delle Marche in Urbino leitete, hat sich um eine Verlängerung seines Vertrags beworben. Sofern die Ausschreibung keine Formalie war, dürfte er ernsthafte Konkurrenz haben: den Innovationsforscher, Informatiker und Kulturmanager Christopher Lindinger, seit Herbst 2019 Vizerektor für das Ressort "Innovation und Forscher:innen" an der Johannes-Kepler-Universität Linz. Der international bestens vernetzte 46-Jährige gehörte zum Gründungsteam des Ars Electronica Futurelab und soll beim Hearing mit einem zukunftsweisenden Konzept für das TMW überzeugt haben. (Olga Kronsteiner, 21.6.2023)