Franz Miklautz will, so steht es auf der Website seiner Investigativplattform mediapartizan.at, "richtig in den Dreck greifen". Dort herumwühlen, wo Filz, Korruption und andere Missstände lauern. Das Ziel des Kärntner Journalisten sind "richtig gute Investigativgeschichten. Solche, die jenen nicht passen, von denen sie handeln. Bar jeder Beeinflussung. Mit Belegen untermauert." Diese Belege werden ihm auch von Eingeweihten zugespielt – und sie sind es, warum ihm nun die Staatsanwaltschaft Klagenfurt einen Beitrag zur "Verletzung des Amtsgeheimnisses" vorwirft.

Wo hat Miklautz herumgewühlt? Zum Beispiel im Klagenfurter Rathaus, wo er sich, nachdem er in den Besitz von detaillierten Abrechnungen gekommen war, einmal "im Mekka der Überstunden" wähnte.

Die Vertragsverlängerung für den Klagenfurter Magistratsdirektor Peter Jost über das Regelpensionsalter hinaus sorgt für große Aufregung.
Stadt Klagenfurt

Da hatte sich der höchste Beamte der Kärntner Landeshauptstadt, Magistratsdirektor Peter Jost, 2022 für 800 geleistete Überstunden über 66.000 Euro auszahlen lassen und kam damit auf 270.000 Euro brutto. In ein paar Monaten lag Josts Gage mit über 18.000 Euro sogar über dem Bezug von Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ), der 15.385 Euro erhält. Im Rathaus verteidigte man den Vorgang damit, dass auch frühere Jahre abgegolten worden seien.

In der Überstundenrecherche kam auch ein Ex-FPÖ-Spitzenpolitiker vor: Martin Strutz – tätig im Nationalrat und Landtag, als persönlicher Sekretär Jörg Haiders und Landesrat in Kärnten sowie im BZÖ-Generalsekretariat – hatte sich bis November 2022 mit Josts Segen für seinen Job als "Projektkoordinator" für die Stadt 368 Überstunden auszahlen lassen. Auch im Bürgermeisterbüro waren hohe Überstundenkontingente ruchbar geworden.

Von heute auf morgen in die Pension - und retour

Der bislang letzte Recherchehammer, den Miklautz den Mächtigen in Klagenfurt auf den Tisch knallte, drehte sich wieder um Jost. Dessen Vertrag war im Dezember 2022 von Bürgermeister Christian Scheider (Team Kärnten, das aus dem Team Stronach hervorging) per Notfallparagraf des Stadtrechts bis "mindestens Ende 2025" verlängert worden. Das sorgte für massiven Protest von SPÖ, FPÖ und Neos, zumal Jost heuer im Herbst das Pensionsalter erreicht und eigentlich aus dem Amt scheiden sollte. Scheider begründete den Schritt damit, dass Jost sein Recht auf Ruhestand "umgehend" in Anspruch nehmen wollte, wodurch 1800 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen "von einem Tag auf den anderen ohne stabile Leitung" gewesen wären. Darum bleibe Jost "an Bord".

Politisch sollten diese Vorgänge im Dunkelbereich geparkt werden, dem Gemeinderat wurde der Einblick in Josts Vertrag verwehrt. Der Mediapartizan tat das Seine, wühlte sich durch Rechnungshofberichte und andere Daten und rechnete vor, dass die Aktion die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler an die 400.000 Euro kosten dürfte – und plötzlich fand er sich als Beschuldigter in einer Strafsache wieder. (Lisa Nimmervoll, 22.6.2023)