Stefan Bachmann Burgtheater
Der designierte Burgtheaterdirektor Stefan Bachmann vor dem Schauspiel Köln, dem er seit 2013 vorsteht.
APA/SCHAUSPIEL KÖLN/ANA LUKENDA

Wien – Vor der Sommerpause werden am Burgtheater noch die Weichen für die Ensemblezusammensetzung ab 2024/25 gestellt. Der designierte Direktor Stefan Bachmann – er wird nach Ende der kommenden Spielzeit das Haus von Martin Kušej übernehmen – hat in der laufenden Woche mit einigen Ensemblemitgliedern über deren Verbleib Gespräche geführt. Das bestätigt die Pressestelle des Burgtheaters und gibt bekannt, dass es ein vergleichsweise kleiner Umbau werden soll, der mit maximal 20 Prozent Nichtverlängerungen behutsam ausfallen könnte. Das wären bei einem derzeitigen Ensemblestand von 72 höchstens 14 oder 15 Personen.

Nicht alles sei schon entschieden. Der Nichtverlängerungstermin für Verträge, die über fünf Jahre abgeschlossen wurden, ist erst für kommenden Oktober anberaumt, jener für Verträge von weniger als fünf Jahren Zugehörigkeit im Jänner 2024. Das nimmt der Debatte ein wenig den Wind aus den Segeln und könnte auch die derzeit 17.500 Abonnentinnen und Abonnenten besänftigen.

Schwund der Stars

Der von Kušej vor genau fünf Jahren vorgenommene, einigermaßen mutwillig anmutende Personalwechsel steckt dem Bundestheater offenbar noch in den Knochen. Damals verließen neben langjährigen Mitarbeitern hinter den Kulissen auch zwei Dutzend Schauspielerinnen und Schauspieler das Haus, darunter Stars und Lieblinge wie Christiane von Poelnitz, Joachim Meyerhoff, Petra Morzé oder Fabian Krüger.

An keinem anderen Theaterhaus im deutschen Sprachraum scheint die dem Ensemble entgegengebrachte Zuneigung so ausgeprägt und emotional besetzt zu sein wie am Wiener Burgtheater. Aber auch das könnte sich absehbar ändern. Vor allem deshalb, weil im Unterschied zu den aus der k.u. k. Zeit herrührenden, oft lebenslangen Verträgen der Verbleib heute am Haus durchschnittlich deutlich kürzer ist. Das liegt am auslaufenden Modell der Pragmatisierungen, an generell häufigeren Direktionswechseln, andererseits aber auch an veränderten Arbeitsmöglichkeiten durch Film und Fernsehen, zumal in einer auch deutlich mobileren Welt.

Wer wird mitgenommen? 

Mit fast skandalösen Reaktionen ging etwa noch Claus Peymanns radikaler Personalschnitt einher – er engagierte ab 1986 noch um die 130 Ensemblemitglieder. Diese Zahl hat sich inzwischen beinahe halbiert. Kušejs deutlich internationaler zusammengesetztes Ensemble wurde in seiner erobernden Wirkung durch die Pandemiejahre ziemlich gebremst. Vielleicht ist auch das ein Grund für den sachten Übergang.

Bachmann, derzeit noch Direktor am Schauspiel Köln, hat bisher keinerlei Angaben zu seinem Burgtheater-Programm oder zur Zusammensetzung des Teams gemacht. Dass er aus seinem Kölner Ensemble Schauspieler nach Wien mitbringen wird, ist aber anzunehmen. Einige von ihnen wären hier ohnehin bekannt. Am besten träfe es Martin Reinke, der zeitgleich an beiden Häusern engagiert ist. Zudem war Bachmanns Ehefrau, die Schauspielerin Melanie Kretschmann, bereits 2007 am Burgtheater engagiert.

Und weil Wien einfach eine Theaterstadt ist, wären auch Bruno Cathomas, Anja Laïs, Jörg Ratjen oder Yuri Englert hier keine gänzlich Unbekannten. Oder auch die Bregenzerin Sophia Burtscher. Die Präsentation des Ensembles erfolgt bei der Saisonpressekonferenz für die Spielzeit 2024/25. (Margarete Affenzeller, 23.6.2023)