Ein Unterstützer der Söldnergruppe Wagner vor der Niederlassung von Rostelecom in Rostov.
Ein Unterstützer der Söldnergruppe Wagner vor der Niederlassung von Rostelecom in Rostov.
REUTERS/Stringer

Mindestens fünf russische Telekommunikationsbetreiber haben während des letztlich gescheiterten Putschversuches von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin laut einer Analyse der Internetbeobachtungsstelle NetBlocks den Zugriff auf Google News blockiert. Zwei Unternehmen von Rostelecom sowie die Provider U-LAN, Motiv Telecom und Telplus haben Googles News-Service am Samstag blockiert, wie die "New York Times" berichtet. Drei weitere Telekommunikationsunternehmen wie das Moscow City Telephone Network, Medialand und MegaFon haben den Zugang zu Googles Nachrichtenseite zumindest vorübergehend eingeschränkt, wie aus der Analyse hervorgeht. 

Während der Anführer der russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, seinen letztlich abrupt abgebrochenen versuchten Staatsstreich unternahm und mit seiner Privatarmee in Richtung Moskau marschierte, blieben die Russinnen und Russen von den Nachrichten abgeschnitten.

Aus der Telekom-Behörde wurde ein Geheimdienst

Die russische Internetaufsichtsbehörde Roskomnadsor erklärte im März 2022, dass sie Google News für die Internetnutzer des Landes sperren werde, nachdem das Unternehmen seine Werbung in Russland eingestellt hatte und dazu überging russische Propaganda um den Angriff auf die Ukraine zu sperren. Roskomnadsor ist Teil eines größeren technischen Apparats, den Putin im Laufe der Jahre aufgebaut hat, um die Kontrolle über sämtliche technologische Kanäle auszuüben. Aus einer verschlafenen Telekommunikationsbehörde ist so etwas wie ein Geheimdienst geworden.

So werden laut einem Leak aus dem Herbst des Vorjahres Einzelpersonen bis in kleinste Detail überwacht. Dies geht so weit, dass Privatpersonen verhaftet werden, wenn sie Fotos von sich auf Instagram posten, das auch nur den Anschein erweckt, es könnte Kritik am russischen Angriff auf die Ukraine dahinter stecken, DER STANDARD berichtete.

Neben der strengen Überwachung des russischen Internets setzen die Behörden auch ein inländisches Spionagesystem ein, das Telefongespräche und Internetverkehr abfängt, Online-Desinformationskampagnen verbreitet und die Regierungssysteme anderer Länder hackt. Nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im vergangenen Jahr zogen viele westliche Technologieunternehmen ihre Dienste und Produkte aus Russland ab oder wurden blockiert. TikTok und Netflix stellten ihre Dienste in dem Land ein. Facebook wurde blockiert. Twitter wurde teilweise blockiert und Apple, Samsung, Microsoft, Oracle, Cisco und andere zogen sich aus Putins Reich zurück. (pez, 25.6.2023)