Wien – Von Wien aus ist jede vierte EU-Hauptstadt binnen acht Stunden mit dem Zug erreichbar, hat die Mobilitätsorganisation Verkehrsclub Österreich (VCÖ) erhoben, ab Innsbruck sogar jede dritte. Die Bahn sei also nicht nur für den Österreich-Urlaub geeignet. Bereits 2022 seien laut Daten der Statistik Austria von Österreich aus 3,36 Millionen Urlaubsreisen per Zug angetreten worden, so viele wie noch nie und im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 ein Plus von einem Drittel.

In den vergangenen drei Jahren wurden mehr Urlaubsreisen mit der Bahn als mit dem Flugzeug unternommen, so der VCÖ
In den vergangenen drei Jahren wurden mehr Urlaubsreisen mit der Bahn als mit dem Flugzeug unternommen, so der VCÖ.
APA/GEORG HOCHMUTH

"Neben dem verstärkten Umweltbewusstsein sehen wir hier auch einen Klimaticket-Effekt", sagte VCÖ-Experte Michael Schwendinger am Mittwoch. Denn wer ein österreichweites Klimaticket habe, könne damit Österreich-Urlaub ohne Zusatzkosten für die Reise machen. Zwei Drittel der Bahnurlaubsreisen entfielen demnach im Vorjahr auf Urlaub in der Heimat.

Auch die Pandemie hat das Reiseverhalten verändert: In den vergangenen drei Jahren wurden mehr Urlaubsreisen mit der Bahn als mit dem Flugzeug unternommen, so der VCÖ. 2022 betrug der Anteil des Flugverkehrs 14,2 Prozent, jener der Bahn 15,1.

Noch großer Aufholbedarf

Bei Auslandsreisen war der Anteil des Flugzeugs mit rund 30 Prozent aber fast dreimal so hoch wie jener der Bahn mit elf Prozent. Dabei seien von Wien aus mit Bratislava, Budapest, Prag, Ljubljana, Zagreb, Warschau und Berlin sieben EU-Hauptstädte sowie Zürich binnen acht Stunden mit dem Zug erreichbar. Von Graz sind es laut der Mobilitätsorganisation fünf EU-Hauptstädte und von Innsbruck sogar neun. Bei der Häufigkeit der Züge liegt von Wien weg die nächstgelegene Hauptstadt, Bratislava, mit 40 direkten Verbindungen pro Tag unangefochten an der Spitze, vor Budapest (16 Verbindungen) und Prag (elf Verbindungen).

Deutlich mehr Sitzfleisch braucht man für etliche weitere Ziele: Innerhalb von 24 Stunden gelange man auf Schienen von Wien aus in immerhin 16 EU-Hauptstädte sowie unter anderem London, Bern und Zürich, berichtete der VCÖ. Im besten Fall ganz knapp geht sich das etwa für Irland aus: Per Zug nach Dublin, das dauert laut den Fachleuten 24 Stunden und zwei Minuten, inklusive fünfmal umsteigen und Fähre. Weitere Reiseziele, die von Österreich direkt mit dem Nachtzug erreichbar sind, seien beispielsweise Venedig, Florenz, Mailand, La Spezia, Ancona, Krakau, Brüssel, Paris und Hamburg.

Trotz erfolgter Verbesserungen gebe es bei den grenzüberschreitenden Bahnverbindungen großen Aufholbedarf. "Die Nachfrage ist größer als das Angebot. Europa braucht mehr Schiene, auch um die Klimaziele erreichen zu können", betonte Schwendinger.

Einige vom VCÖ gelieferte Beispiele (ab Wien, Reisezeit von Bahnhof zu Bahnhof): Nach Bratislava geht es laut VCÖ in 0.44 bis 1.09 Stunden, nach Budapest in 2.37 bis 2.42 Stunden (16 direkte Verbindungen), bis Berlin dauert es im Idealfall 7.40 Stunden (eine direkte Verbindung) bzw. 11.19 bis 11.45 Stunden (zwei Nachtzüge). Nach Rom gelangt man in 12.07 bis 12.33 Stunden (zwei Verbindungen mit ein- bis zweimal umsteigen). Nach Madrid ist man dann schon langwierige 33.33 bis 34.17 Stunden unterwegs (zwei Verbindungen mit dreimal umsteigen, inkl. Nachtzug) oder sogar 25.07 bis 30.49 Stunden (zwei Verbindungen mit bis zu siebenmal umsteigen). Näherliegender erscheint da schon London, dorthin gelangt man zum Beispiel in 17.44 Stunden (eine Verbindung mit einmal umsteigen, inkl. Nachtzug dreimal wöchentlich). (APA, 28.6.2023)