Landwirtschaftsfunktionäre und Waidleute stellen inzwischen in sechs Bundesländern die Jagd auf den Wolf als ein Muss dar. "Problem- und Schadwölfe" seien "zu entnehmen", argumentieren sie in der so sachlich klingenden Sprache der Jäger. Anders seien die heimischen Schaf- und Ziegenbestände nicht zu schützen.

Muss man Wölfe wirklich jagen?
APA/AFP/THOMAS KIENZLE

Das aber ist ein falsches, kurzfristiges Schadensbegrenzungsdenken. Den um ihre Bestände fürchtenden Nutztierhaltern weist es keinen Ausweg, weil es wissenschaftliche Erkenntnis ignoriert. Und es bedient die immer noch starken Ängste vor Meister Isegrim, wie wir ihn aus dem Märchen kennen. Das zeigte im Frühjahr der Fall einer Mühlviertler Kindergartenleiterin, die nach mehreren Wolfssichtungen in der Gegend die Waldspaziergänge der Kinder einstellte.

Auf wissenschaftlicher Grundlage bringen Wolfsexperten überzeugend vor, dass den Züchtern durch wirksamen Herdenschutz besser als durch die Wolfshatz geholfen wäre. Mit Hunden, Hirten und Elektrozäunen könnten die Beutegreifer von den Nutztieren ferngehalten werden. Alsdann würden die Wölfe kranke und schwache Tiere des Waldes fressen – und damit ihre Rolle als Biodiversitätsmanager erfüllen.

Diese Rolle hat den Wölfen einen EU-weiten strengen Schutz eingebracht. In Österreich wird dieser nun durch Landesverordnungen ausgehebelt. Wieder einmal steht überkommenes Denken beweisbarem Wissen entgegen. Kein schönes Bild. (Irene Brickner, 29.6.2023)