Ein klitzekleines Stückerl der Stadt liegt seit ein paar Wochen in meiner Obhut. Denn: Ich bin jetzt Stadtteilgärtnerin! Auf einem kleinen Fleckerl Grün vor unserem Haus stehen vier Bäume, drumherum geht allerhand auf – vor allem eine Art von Getreide, die alles andere verdrängt. Für ­Bienen und andere Insekten gibt es dort so gut wie nichts zu holen. ­Alles ist besser als das, habe ich mir gedacht und bei der Gebiets­betreuung einen Antrag gestellt, dem stattgegeben wurde.

Garteln funktioniert auch mitten in der Stadt.
Getty Images/iStockphoto/ArtMarie

Nun darf ich dort offiziell eine Baumscheibe bepflanzen. Also habe ich auf einer Fläche von etwa zwei Quadratmetern das Getreide ausgerissen, den Boden gelockert, frische Erde daruntergemischt und Schafgarbe, Lavendel, Rosmarin, Zitronenthymian, Sonnenhut und ein paar weitere bienenfreundliche Stauden eingesetzt.

Kleines Herzensprojekt

Die meisten meiner Nachbarinnen sind skeptisch, wenn sie mich dort garteln oder gießen sehen: "Echt, das tust du dir an?", "Weißt eh, dass das ein Hundeklo ist?" oder "Reicht dir dein Balkon nicht aus?", sagen sie dann. Nur eine Passantin hatte durchwegs posi­tive Worte für mich und mein ­kleines Herzensprojekt übrig.

Und dann gibt es da noch einen anderen kleinen Fan, der mit Eifer dabei ist, wenn wir garteln gehen: der Nachwuchs von zwei Jahren, der dann mit seiner Kindergießkanne ausrückt, in der Erde gräbt und den Hummeln begeistert beim Fliegen zuschaut.

Allein deshalb hat sich die Mühe gelohnt – und natürlich wegen meiner eigenen Freude, die ich empfinde, wenn ich täglich an meinem Beet vorbeigehe und sehe, dass alles sprießt und gedeiht. Da macht es nichts, wenn mal Hundepipi drin landet oder mal ein Pflänzchen von einem Vierbeiner ausgegraben wird.

Ich finde es einfach schön, den öffentlichen Raum in der Stadt, in der ich lebe, mitgestalten zu können – allen kritischen Kommen­taren zum Trotz. (Bernadette Redl, 30.6.2023)