Rektorin der TU Wien, Sabine Seidler
Sabine Seidler, die Präsidentin der Universitätenkonferenz, will in ihren letzten Amtsmonaten bei der Regierung um die Finanzierung der Unis kämpfen.

Die österreichischen Universitäten erwarten in den kommenden Monaten zähe Verhandlungen um ihre Budgets. So sei die Finanzierung für das Jahr 2024 noch nicht sichergestellt, sagte die Präsidentin der Universitätenkonferenz (Uniko), Sabine Seidler, am Dienstagabend bei einem Mediengespräch. Außerdem müsse das Budget für 2025 bis 2027 bis Ende Oktober stehen. Für das kommende Jahr fehlten noch 525 Millionen Euro – das entspreche rund 6.700 Stellen in Vollzeitäquivalenten.

Über das Uni-Budget wurde im Vorjahr lange diskutiert. Aufgrund der starken Teuerung hatten die Unis im Herbst einen Mehrbedarf von insgesamt 1,2 Milliarden Euro für 2023 und 2024 angemeldet. Aus dem Budget des Finanzministers erhielten sie jeweils 250 Millionen Euro für 2023 und 2024, aus Rücklagen des Bildungsministeriums noch einmal 150 Millionen für 2023.

Das war den Unis zu wenig. Nach längerem Streit einigte man sich dann, dass die Hochschulen Ausgaben, die über die vom Ministerium zugesagten Mittel hinausgehen, zunächst durch Sparmaßnahmen (z. B. geringere Heizkosten, verzögerte Nachbesetzungen) hereinbringen beziehungsweise aus Rücklagen vorstrecken müssen. Über den Rest sollte weiter verhandelt werden.

Nun habe man sich auf die Summe geeinigt: "Aber das heißt noch lange nicht, dass das Geld auch da ist", gab sich Seidler vorsichtig. Sollte das Geld nicht kommen, drohe ein Budgetloch von "fantastischer Dimension", warnte sie: Die 525 Millionen Euro (respektive 6.700 Vollzeitäquivalente) würden in etwa dem Personalstand der gesamten Universität Wien oder jenem der beiden Technischen Unis in Wien und Graz plus der Montanuni Leoben entsprechen.

Seidler: Regierungsziele nur mit mehr Budget erreichbar

Ebenfalls nicht mehr weit entfernt ist die Entscheidung über das Gesamtbudget für die Leistungsvereinbarungen der Dreijahresperiode von 2025 bis 2027. Diese Summe – und ihre Verteilung auf die drei Säulen Lehre, Forschung und Infrastruktur/strategische Entwicklung – muss bis Ende Oktober mit Bildungs- und Finanzministerium ausverhandelt sein. Für die Periode 2022 bis 2024 gab es dafür – falls für 2024 tatsächlich der Betrag von 525 Millionen Euro fließt – 13,6 Milliarden Euro.

Rechnet man die zu erwartende Inflation dazu, würde die Aufrechterhaltung des Status quo rund 16 Milliarden Euro für 2025 bis 2027 erfordern. Gleichzeitig erinnerte Seidler aber an die von der Regierung formulierten Ziele – so wurde etwa in der FTI-Strategie das Aufrücken zweier Unis in die Top 100 des "Times"-Rankings angestrebt. Dazu müsse man aber die Betreuungsrelationen weiter verbessern, so die Uniko-Chefin. Zudem gebe es auch inhaltliche Ziele: Österreich habe sich etwa zur Klimaneutralität bekannt und wolle seine Position im Bereich künstliche Intelligenz verbessern. "Ohne Forschung an den Unis wird's aber nicht gehen."

Für den Teuerungsausgleich ist Seidler optimistisch: Dieser stehe zumindest im Regierungsprogramm. Wenn man aber tatsächlich die Ziele aus der FTI-Strategie erreichen wolle, sei man sehr schnell bei einem viel höheren Betrag. Für eine Art unrealistische Luxusvariante, mit der alle Unis in die Top 50 des Leiden-Rankings aufrücken, brauche es zusätzlich zum Teuerungsausgleich sieben Milliarden Euro jährlich. Eine Mittelvariante, mit der die Finanzierung auf das Niveau der Niederlande bzw. Dänemarks angehoben wird, würde zusätzlich rund 1,8 Milliarden Euro erfordern und eine Finanzierung der Unis entsprechend der Ranggruppe 101–200 des Leiden-Rankings 1,3 Milliarden Euro jährlich.

Promotionsrecht für FHs wenig sinnvoll

Nach wie vor skeptisch blickt die Uniko auf das geplante Institute of Digital Sciences Austria (IDSA) in Linz. Den Widerstand aus Oberösterreich gegen den Bestellvorgang der nunmehr im Amt befindlichen Gründungspräsidentin Stefanie Lindstaedt charakterisierte Seidler als "eine Art Selbstzerstörung". So, wie es jetzt aussehe, erfülle das IDSA nicht die Erwartungen der oberösterreichischen Industrie. Lindstaedt müsse nach den chaotischen Zuständen nun schnell ein Team aufbauen, um die in der Vergangenheit vernachlässigte konzeptionelle Arbeit nachzuholen, damit das IDSA überhaupt starten könne. Seidler fügte hinzu, dass nach derzeitigem Stand das IDSA mehr einer Fachhochschule ähnle als einer Universität.

Wenig kann die Uniko einem Promotionsrecht für die Fachhochschulen (FH) abgewinnen. Dazu sei in den meisten Fällen aufgrund der vielen externen Lehrenden die Personaldecke zu dünn. Seidler: "Ich sehe im Moment nicht, dass die Substanz da ist. Das mag vielleicht in einzelnen Fächern an einzelnen Standorten der Fall sein – aber insgesamt ist es zu wenig."

Seidler selbst hört Ende September als Uniko-Präsidentin auf, da dann ihre Amtszeit als Rektorin der TU Wien ausläuft. Bis Ende Dezember übernimmt ihr Vize Oliver Vitouch (Uni Klagenfurt) die Geschäfte. Im Dezember wird regulär für zwei Jahre ein neues Präsidium gewählt. (ta, APA, 5.7.2023)