Echtes Arbeitsglück ist ohne Homeoffice nicht möglich? So einfach ist das nicht. Nicht bloß, weil nicht alle die Möglichkeit haben, manche das gar nicht wollen und nicht alle Firmen Arbeit von außerhalb zugestehen. Sondern vor allem, weil Homeoffice, also auch mal anderswo als an der Betriebsstätte zu arbeiten, nur als Symbol gelten muss. Dafür nämlich, dass Unternehmen auf die Bedürfnisse und Lebensumstände ihrer Mitarbeitenden so gut wie nur möglich eingehen. Dafür, dass es Freiheitsgrade für das Erbringen der Leistung gibt und dass Vertrauen statt zwanghafter Kontrolle, Prozessflut und Anweisungswut das Arbeitsverhältnis bestimmt. Das bedeutet, Flexibilität zu gewähren, statt dauernd hinterher zu sein. Das bedeutet, sich fortlaufend zu interessieren für Menschen hinter ihren Jobtiteln.

Eine Frau sitzt zu Hause an einem Schreibtisch, lächelt und macht ein Selfie
Die Wertschätzung der Arbeit und der Person, das Anerkennen der Bedürfnisse machen glücklich. Im Betrieb, im Büro, im Homeoffice.
IMAGO/Westend61

Das ist eine Frage des Menschenbildes. Müssen grundsätzlich arbeitsscheue Wesen mit allen Mitteln zum Arbeiten gebracht werden? Oder sind da verschiedenartigste Menschen, die in ihrem Engagement und in ihrer Arbeitslust so wenig wie möglich behindert werden sollen? Allen Daten internationaler Organisationen zur Arbeitszufriedenheit und zur Motivation (Great Place to Work, Gallup) zufolge, sind die Jobbenden dort am ehesten happy, wo sie gesehen, wahrgenommen werden, wo sie anerkannt und wertgeschätzt werden. Wo sie ihren Beitrag kennen und die Bezahlung als fair empfunden wird. Das hat interessanterweise nichts mit der absoluten Höhe der Gage zu tun. Allerdings mit Vorgesetzten und der von ihnen gelebten Unternehmenskultur.

All diese jahrelang bekannten Befunde belegen: auch dort, wo Homeoffice nicht geht, geht Arbeitsglück. Auch dort, wo Homeoffice geht, muss kein Arbeitsglück herrschen, wenn trotz dieses "großzügigen" Zugeständnisses Menschen wie Nummern oder Material behandelt, übersehen oder grundsätzlich als träge eingestuft werden. "Wir kriegen keine Leute, weil bei uns Remote Work nicht möglich ist" - dieses Argument ist eine Ablenkung von tiefer sitzender Fehleinschätzung seitens der Arbeitgeber. (Karin Bauer, 17.7.2023)