Ferienzeit ist Baustellenzeit. Damit verbunden ist auch viel Geduld: Entweder beim Warten im Stau (für Autofahrerinnen und Autofahrer) oder auf Öffis. Das hat grundsätzlich in Wien bereits jahrelange Tradition. In diesem Jahr ist der Baustellensommer aber sehr intensiv. Dazu kommen aktuell eine Hitzewelle mit bis zu 36 Grad, die üblichen Wartezeiten in den Rushhours sowie Aktionen von Umweltaktivisten, die unter anderem Tempo 100 auf Autobahnen fordern: Am Montag ab acht Uhr wurde – zum Auftakt einer angekündigten weiteren Protestwelle  ein Sitzstreik am Schwedenplatz abgehalten.

Letzte Generation, Stau, Aktion
Klimaaktivisten der Letzten Generation hielten einen Sitzstreik auf dem Ring beim Schwedenplatz ab.
Letzte Generation

Bei den Wiener Linien ist zudem auch der Personalengpass ein Thema, ausgedünnte Intervalle sind die Folge. Auch U-Bahnen sind von Maßnahmen betroffen: U1, U4 und U6 fahren etwa mehrere Wochen lang nicht durch.

Ein Überblick über die Hotspots in Wien:

Drei U-Bahnen fahren nicht durchgängig

U6 zweigeteilt
Seit Montag kann die U6 einen Teil ihrer Strecke nicht befahren – konkret den Abschnitt zwischen den Stationen Alterlaa und Am Schöpfwerk. Dort werden die Brückentragwerke saniert, die braune Linie wird daher zweigeteilt: Sie fährt zwischen Floridsdorf und Am Schöpfwerk sowie zwischen Alterlaa und Siebenhirten. Als Alternative ist der Bus U6E unterwegs. Pendlern aus Niederösterreich empfehlen die Wiener Linien, auf die S-Bahn (Park & Ride Liesing) auszuweichen. Eine Alternative für Öffi-Nutzer sei auch der Umstieg auf die Badner Bahn. Ab 27. August verkehrt die U6 wieder wie gewohnt.

U4 lässt Abschnitt Schottenring–Schwedenplatz aus
Die grüne Linie lässt derzeit den Abschnitt zwischen Schottenring und Schwedenplatz aus. Dort werden Stahlbetonträger modernisiert. Die U4 fährt daher bis 30. Juli nur zwischen Heiligenstadt und Schottenring sowie zwischen Schwedenplatz und Hütteldorf. Die Lücke kann mit den Linien 1 und U2Z überbrückt werden, Letztere wurde zu diesem Zweck bis zum Schwedenplatz verlängert. Verzögerungen gibt es aber auch zwischen den Stationen Schwedenplatz und Landstraße: Hier kann die U4 seit geraumer Zeit nur mit geringer Geschwindigkeit verkehren.

U4-Sperre Sommer 2023 zwischen Schottenring und Schwedenplatz. Credit: Jan Michael Marchart
Die U4 lässt derzeit den Abschnitt zwischen Schottenring und Schwedenplatz aus. Fahrgäste müssen auf Bim-Linien ausweichen – oder zu Fuß gehen.
Foto: Jan Michael Marchart

U1 (ab 7. August)
In der U1-Station Reumannplatz werden Gleise erneuert. Für Fahrgäste, die den Reumannplatz passieren, bedeutet das von 7. August bis 3. September mitunter: umsteigen. Zwischen Leopoldau und Reumannplatz verkehrt die U1 wie gewohnt. Wer weiter Richtung Oberlaa möchte, muss in einen Pendelzug wechseln, der alle zwölf Minuten fährt. Die Nacht-U-Bahn kann durchgehend verkehren.

U2-Teilstrecke bleibt ein Jahr länger gesperrt
Die umfangreichen Bauarbeiten für das U2/U5-Linienkreuz in Wien machten auch eine Teilsperre der U2 notwendig. So ist der Betrieb zwischen Schottentor und Karlsplatz seit Ende Mai 2021 gesperrt. Diese Sperre sollte eigentlich im Herbst 2023 wieder aufgehoben werden. Wegen Verzögerungen beim Bauablauf und ungeplanten Problemen kann diese Teilstrecke aber erst ein Jahr später als geplant zum Schulbeginn 2024 wieder ihren Betrieb aufnehmen.

Schnellbahn S45
Zwischen Hernals und Handelskai kann die Schnellbahn bereits seit Ferienbeginn wegen Bauarbeiten nicht fahren. Die Rückkehr zum Normalbetrieb ist ab 4. September geplant. Ein Schienenersatzverkehr wurde eingerichtet. Spannend wird es in puncto S-Bahn-Ertüchtigung ab dem kommenden Sommer: So soll unter anderem jeweils im Juli und August 2024, 2025 und 2026 der Abschnitt der Wiener S-Bahn-Stammstrecke zwischen Floridsdorf und Praterstern gesperrt werden.

Einige Straßenbahnlinien betroffen

Linie 46 temporär eingestellt
Viel Geduld und Alternativpläne brauchen Fahrgäste der Linie 46: Diese ist nämlich seit Montag, 10. Juli, für gleich mehrere Wochen bis inklusive 20. August wegen Gleiserneuerungen komplett eingestellt. Der 44er fährt im gleichen Zeitraum nur zwischen Schottentor und Johann-Nepomuk-Berger-Platz. Laut Wiener Linien werden die Linie 2 und der Bus 46A in dieser Zeit verstärkt geführt.

Wiener Linien, Gleise, Bim
Bei einigen Öffis stehen in diesem Sommer Gleiserneuerungen an.
Heribert Corn

40er, 41er und 42er umgeleitet
Im Bereich der inneren Währinger Straße werden die Gleise getauscht. Die Linien 40, 41 und 42 werden daher umgeleitet – und zwar ab der Station Währinger Straße / Volksoper. Die Umleitung ist seit Samstag, 8. Juli, in Kraft und wird zwei Wochen bis zum 23. Juli dauern. Konkret fährt die Linie 40 zwischen Gersthof/Herbeckstraße und Nußdorfer Straße, die Linie 41 zwischen Pötzleinsdorf und Nußdorfer Straße und die Linie 42 zwischen Antonigasse und Sternwartestraße. Zwischen Währinger Straße / Volksoper und Schottentor können Fahrgäste auf den Bus 40A ausweichen; zwischen Schottentor und Spitalgasse fahren zudem die Linien 37 und 38.

Linie 10 zweigeteilt, 60er verkürzt
Die Linie 10 fährt seit Montag wegen Gleissanierungen nur zwischen Joachimsthalerplatz und Westbahnhof sowie zwischen Unter St. Veit und Hietzing. Die Einschränkung besteht bis 23. Juli. Der 60er ist in diesem Zeitraum nur zwischen Rodaun und Hietzing unterwegs. Von 24. Juli bis 20. August fährt der 10er dann nur zwischen Unter St. Veit und Joachimsthalerplatz.

O-Wagen wird umgeleitet
Der O wird von 17. Juli bis 6. August wegen Gleismodernisierungen in der Fasangasse über die Linien 71 und 18 umgeleitet. Die Haltestelle Kölblgasse entfällt.

Der Sommer bringt für Öffi-Nutzerinnen und -nutzer aber nicht nur Einschränkungen: So wird die Linie 71 ab 31. Juli dauerhaft bis zur Station Schottenring verlängert. Als Ersatz bieten die Wiener Linien aber auch den kostenlosen Umstieg auf WienMobil-Räder an: So können für die Dauer der Einschränkungen bei den Bim-Linien 40, 41 und 42 etwa Räder kostenlos zwischen Schottentor und Währinger Straße / Volksoper ausgeliehen werden. Auf der temporär eingestellten Linie 46 sind folgende Radausleihstationen kostenlos: Volksgarten, Volkstheater, Thaliastraße, Richard-Wagner-Platz, Schuhmeierplatz und Ottakring.

Intensiver Baustellensommer auch auf den Straßen

Gelernte Wienerinnen und Wiener mit Auto wissen: Auf dem Gürtel wird gewiss jeden Sommer gebaut. Dazu sind wichtige Verbindungen wegen Sanierungen oder Umgestaltungen zu Nadelöhren geworden – eines davon kommt diese Woche hinzu.

Westausfahrt ab Dienstag Großbaustelle
Ab Dienstag wird der Verkehr von der Westausfahrt über einen Gegenverkehrsbereich auf die Westeinfahrt umgeleitet. Die Regelung gilt ab der Hütteldorfer Brücke, Grund ist die rund ein Jahr dauernde Sanierung der Westausfahrt. Je Fahrtrichtung stehen immer zwei Streifen für den Autoverkehr zur Verfügung. Der ÖAMTC warnt, dass Staus nicht ausbleiben werden – und empfiehlt, wenn möglich großräumig auszuweichen. Auch auf den direkten Ausweichstrecken über Linzer Straße oder Flötzersteig beziehungsweise auf Hadikgasse und Wientalstraße werde es zu zeitweisen Verzögerungen kommen. Für Radfahrende gibt es eine beschilderte Umleitung, denn der Radweg entlang des Wienflusses wird teilweise von der Baustelle in Beschlag genommen.

Grafik Westausfahrt, Umleitung
Autofahrerinnen und Autofahrer brauchen im Bereich der Westausfahrt und -einfahrt ab Dienstag wohl mehr Geduld.
Stadt Wien

Aspernbrücke und Praterstraße
Die rund 90 Meter lange Brücke zwischen erstem und zweitem Bezirk wird derzeit instand gesetzt, sie ist deshalb nur eingeschränkt befahrbar. Zwei Autospuren pro Richtung bleiben nutzbar – wobei von der Brücke aus zwei Linksabbiegestreifen in die Untere Donaustraße verfügbar sind. Über diese muss auch die Aspernbrückengasse angefahren werden. Die Einfahrt in die Praterstraße ist vom Praterstern aus nur eingeschränkt möglich. Wer zu Fuß oder mit dem Rad über die Brücke will, kann dies – abhängig vom Baufortschritt – immer auf einer Seite tun. In der Praterstraße selbst erfolgen mehrere Umbau- und Sanierungsarbeiten: Sie erhält einen breiteren Radweg und mehr als 50 Bäume, zudem wird die U1-Station Nestroyplatz abgedichtet. Je Fahrtrichtung steht für den Autoverkehr ein Fahrstreifen zur Verfügung, zum Teil wird lokal umgeleitet. Radfahrende müssen auf umliegende Straßen ausweichen. Die Arbeiten dauern voraussichtlich bis ins vierte Quartal 2024.

Baustellen Wien, Franz-Josefs-Kai, Aspernbrücke
Die Baustelle bei der Aspernbrücke fordert Autofahrerinnen und Autofahrer, aber auch Radfahrende.
Stefanie Rachbauer

Franz-Josefs-Kai
Einmal mehr wird momentan die Tunneldecke der U4 abgedichtet – mit Auswirkungen auf den Verkehr auf der Oberfläche. Diesmal nehmen die Arbeiten den Bereich zwischen Salztor- und Augartenbrücke in Beschlag, dort stehen im Juli und August zwei Spuren weniger zur Verfügung. Ab Mitte August wird für eine Woche die Einmündung Ring auf eine Spur eingeschränkt. Im September wird die Oberfläche wiederhergestellt, das Bauende ist für 2. Oktober angesetzt.

Gürtel
Den ganzen Sommer über werden Betonfelder auf dem Gürtel saniert, heuer ist der innere Gürtel an der Reihe. Je zwei Fahrspuren bleiben an den betroffenen Stellen nutzbar. Zudem werden von der Phillipsgasse bis zur Nisselgasse und Plateau Kennedybrücke derzeit Rohre verlegt, Gleise erneuert und Bäume gepflanzt. Teilweise sind Nachtarbeiten vorgesehen, in der Hadikgasse stehen zwei Fahrstreifen zur Verfügung. Die Fertigstellung ist für Ende August geplant. (David Krutzler, Stefanie Rachbauer, 10.7.2023)