Okay, Österreich bleibt das Land mit den unfreundlichsten Einheimischen der Welt, wie Expats, internationale Beschäftigte, diagnostizieren. Aber vielleicht liegt das nur an Verständnisproblemen. Wir hier, wir reden einfach anders, aber meinen es nicht bös, gar nicht. Wir haben halt unsere eigene Sprache, so wie unsere Politikerinnen und Politiker.

Sprechblase
Wir Österreicher haben halt eine eigene Sprache, oder?
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Das belegt ein Blick ins Wörterbuch der österreichischen Seltsamkeiten. Dank Elaborationen der Landeshauptfrau (NÖVP) wissen wir, dass es eine normal denkende Mitte der Gesellschaft gibt und ihr vis-à-vis Empörungsspezialisten. Zu ihnen zählt die NÖVP den grünen Vizekanzler, weil der eine Spaltung in Normaldenkende und Andersdenkende für präfaschistoid und für ein Einfallstor fürs Bösein der Welt hält. Und während ganz in der Nähe tatsächlich das Böse tobt, geht hier das Empörungspingpong weiter. Den Klubobmann der NÖVP etwa erregt das präpotente Meinungsdiktat der moralisch Erhabenen: Man dürfe ja nicht einmal mehr einen "Mohr im Hemd" essen.

Erstaunlicherweise mahnt nun der schwarze Nationalratspräsident zu Gelassenheit. Ihm verdanken wir übrigens auch das hübsche Wort Nachschleicher, das aber nichts mit der Koalition zu tun hat – sondern mit einem Eindringling, der sich jüngst auf die Regierungsbank einschlich.

Ob der mit einem zischenden "Schleich dich!" verjagt wurde? Oh no, so sind wir nicht. So unfreundlich sind wir nur zu Expats. (Renate Graber, 12.7.2023)