Kia EV9
Kia-Topmodell EV9 mit Elektroantrieb und markantem Kasten-Look.
Andreas Stockinger

Quadratur des Kreises, Kubatur der Kugel, Fläche trifft Volumen. Runde und kantige Formen, konvex-konkaves Schwingen mit ruhigen Flächen harmonisch in Einklang zu bringen: Darum geht es bei Kias Designphilosophie "Opposites united". Chris Bangle und die Spätfolgen, könnte man sagen. An diesem Spiel mit ästhetischem Anspruch versuchen sich die Koreaner mit großer Ambition. Ob sie so gut in Form sind, wie sie meinen, ist wie stets Ansichtssache, Geschmäcker sind eben verschieden. Auf der Verkaufsfront jedenfalls findet Kia erstaunlich große Bestätigung für seinen eigenständigen Gestaltungswillen.

Nun wird auch der kleinste, leistbarste Kia entsprechend frisch gewandet. Der Picanto kommt mit die Vertikale betonender Front und ebenso neu gestyltem Heck daher, steht ihm recht gut. Innen ziehen digitale Instrumente ein und ein auf 18 Zoll vergrößerter Hauptbildschirm, das Bedienkonzept setzt aber weiter auf sympathisch viele Knöpfe und Tasten, picantoweise verweigert sich der vorwiegend für den urbanen Einsatz konzipierte Kleinwagen der grassierenden Touchitis.

Kia EV9
Das Flaggschiff gibt sich hochambitioniert bei Hightech und Öko-Materialien.
Andreas Stockinger

Drastisches Facelift

Abgesehen davon ist es so: Der aktuelle Picanto kam 2017 auf den Markt, es stünde also eine völlig neue vierte Generation an. Tut es aber nicht – was Sie oben im Bild sehen, ist ein wenn auch drastisches Facelift. Der Grund liegt im (vorwiegend in Europa) voranschreitenden Mobilitätsparadigmenwechsel: Als nächstes echtes neues Kia-Einstiegsmodell ist ein batterieelektrisches in Aussicht gestellt, bis zu dessen Marktstart wird es noch dauern, 2025 oder 2026 steht im Raum, und die Rede ist dann wohl von einem Basispreis in der Höhe von 25.000 Euro plus/minus.

Kia EV9
Den EV9 gibt es zum Einstieg als 6- und 7-Sitzer.
Andreas Stockinger

Bis dahin soll der Picanto die Stellung halten. Auch der wird natürlich teurer, wenn er im Oktober oder November auf den Markt kommt, geschätzte zwei bis drei Tausender mehr werden hinzublättern sein als bisher. Damit wären wir bei 15.000, 16.000 Euro, das ist aber, wie gesagt, erst ein Schätzwert, die genauen Preise stehen noch aus. Ebenso wie die Leistungsdaten für die zwei (Sauger-)Benziner: Der Einliter-Dreizylinder wird sich wohl zwischen 65 und 70 PS positionieren, der 1,2-Liter-Vierzylinder bei um die 80.

Positive Hauptaussage ist aber sowieso die: Kia bleibt, zumindest auf absehbare Zeit, im preissensiblen, massiv schrumpfenden Kleinwagensegment präsent. Schrumpfend, weil immer mehr Hersteller sichzurückziehen. Miese Marge, immer mehr teure Sicherheits- und Sauber-Technik muss nach Brüsseler Vorgabe rein, Euro 7 wirkt als endgültiger Killer von vernünftigen Autos, die man sich eigentlich für überfüllte Städte wünschen könnte.

Kia Picanto.
Der kleinste Kia, der Picanto, wird mit dem Facelift eingemeindet in das aktuelle Erscheinungsbild.
Andreas Stockinger

Fünfmeterliga

Am anderen Ende der Palette kommen wir zur Fünfmeterliga, zum neuen Kia-Flaggschiff, selbstverständlich elektrisch: Bühne frei für den EV9. Hatte unlängst seine Weltpremiere auf der Seoul Mobility Show und heischt vor seinem Österreich-Marktstart, der rund um den Jahreswechsel erfolgen wird, Aufmerksamkeit. Ein Trumm von einem Auto. SUV, selbstverständlich. Man kann gespannt sein, wie er real im Straßenbild wirken wird, völlig fremd oder doch rasch vertraut.

Selbe Elektroplattform wie beim EV6, selbe 800-Volt-Technologie auch. Das Serienmodell verzichtet auf die gegenläufig öffnenden Türen der Studie, das war zu erwarten. Publik werden jetzt erstmals auch die wichtigsten technischen Daten und Abmessungen dieser charakterstarken Hightech-Schuhschachtel, Sie entschuldigen die despektierliche Klassifizierung: Der EV9 ist 5,01 m lang, 1,98 breit, 1,75 hoch, Gardemaß auch beim Radstand: 3,1 m. Der Hecktriebler ist 150 kW (204 PS) stark, der Allradler 283 kW (385 PS). Beide bedienen sich einer 99,8-kWh-Batterie, Reichweite hie bis zu 541 km, da bis zu 497 km, in 25 Minuten schnellt der Ladestand von zehn auf 80 Prozent und, oh Wunder: Dank ausgefuchster Aerodynamik liegt der cw-Wert bei 0,28.

Kia Picanto.
Der Innenraum des Kia Picanto.
Andreas Stockinger

Elektrisierende Zeiten

Der EV9 fährt als Sech- und Siebensitzer vor, Kofferraumvolumen hinter Reihe drei: 333 l, ist die umgelegt, ergeben sich 828 l, und ja, wie bei all diesen Unterflurbatterieautos: flacher Kofferraum. Leergewicht? 2501 bis 2694 kg. Beachtlich die Anhängelast von 2,5 t, weniger verheißungsvoll hinsichtlich enger Parkhäuser ist der Umstand, dass der stahlgefederte Öko-SUV keine Vierradlenkung hat.

Er wird weiters der erste Kia mit Level 3 beim autonomen Fahren sein, und aus umweltkorrekten Erwägungen werfen die Koreaner ab diesem Auto das Leder raus und bringen immer mehr rezyklierte und Bio-Materialien rein. Elektrisierende Zeiten ...

Kia Picanto.
Klein, aber fein.
Andreas Stockinger