Russland hat das Getreideabkommen vorerst gestoppt. Vorerst, das ist die einzig gute Nachricht daran. Würde der Deal endgültig platzen, dann würde das die ukrainische Wirtschaft schwer schädigen. 2022 konnte das Land dank des Abkommens acht Milliarden Euro Einkommen erzielen. Ein Ausfall wäre schmerzhaft, aber verkraftbar.

Getreide
Vor allem Staaten in Afrika trifft ein Stopp des Getreideabkommens hart.
IMAGO/Jan Eifert

Sehr viel schlimmer wären die Folgen für die armen Länder der Welt, etwa in Afrika. Neue Hungerkatastrophen drohen. Beispiel Tunesien: Mehl ist schon jetzt teuer geworden, viel zu teuer für viele Menschen. In anderen Ländern Afrikas ist die Lage noch verzweifelter.

Nun kann man aber die Schuld nicht allein Russland zuschieben. Der Deal hat zwei Seiten. Freie Durchfahrt der Getreideschiffe ab den Schwarzmeerhäfen ist die eine. Die andere ist, dass der Deal auch Russland die Ausfuhr landwirtschaftlicher Produkte ermöglichen soll. Aber Sanktionen etwa gegen Banken erschweren die Exporte. Russlands Forderung: Die staatliche Landwirtschaftsbank soll von den Sanktionen des Westens befreit werden, um Geschäfte abwickeln zu können.

UN-Generalsekretär António Guterres nannte das Getreideabkommen ein "Leuchtfeuer der Hoffnung". Es darf nicht erlöschen. Russland muss sich bewegen. Aber auch der Westen muss zumindest im Bereich von Nahrungsmitteln Sanktionen aufheben. Wenn Menschen in Afrika verhungern, entspricht das nicht der Werteorientierung westlicher Außenpolitik. (Jo Angerer, 17.7.2023)