Das Bedrohliche an den Hitzewallungen der Erde ist auch die Tatsache, dass sie so viele – auch in der Politik – kaltlassen. Myriaden von Daten der Klimaforscher, die seit Jahrzehnten warnen, werden vielerorts von einem Wind der Ignoranz verblasen. Langsam nähern sich aber die Regionen des Südens Europas der 50-Grad-Grenze. Über den Städten hängen Hitzeglocken, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch wir in nördlicheren Gefilden unter neuen Hitzedimensionen wie in Griechenland oder Süditalien leiden werden.

Hitze
Die Hitze hat den Süden Europas fest im Griff.
APA/AFP/CRISTINA QUICLER

Es ist nur ein Element des Klimaproblems, aber ein auch lokal entscheidendes: Der Anteil des Verkehrs an den CO2-Gesamtemissionen ist bereits auf ein Fünftel gestiegen. Tempodrosselungen würden grundsätzlich zu einer Reduktion des Energieeinsatzes und der Abgasemissionen führen, heißt es im Bundesumweltamt. Stichwort: Tempo 100.

Es würde nicht die Welt retten, wenn Österreich die Langsamkeit entdeckte, aber es wäre wohl ein lokaler Mosaikstein im Hitzeschild. "Ich empfinde solche Vorschläge als weltfremde Belästigung für unsere Pendler", sagt aber Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). Dagegengehalten: Wir können auch lokal versuchen, Hitzewellen mit intelligenten Maßnahmen abzuschwächen. Aber solange Asphalt und der Fetisch Auto im politischen Wertesystem ganz oben stehen, werden uns griechisch-italienische Hitzewellen jenseits der, für viele lebensgefährlichen, 45 Grad voll erwischen. (Walter Müller, 18.7.2023)