CX-60 3,3 e-Skyactiv D mit 200 PS. Die stärkere Version hat 254 PS und zudem noch Allradantrieb.
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Im März hatten wir Gelegenheit, die beiden Selbstzünder-Versionen des neuen Mazda-Flaggschiffs CX-60 erstmals kurz kennenzulernen, im Rahmen der internationalen Fahrpräsentation. Ein 14-Tage-Testzyklus ergibt natürlich die Möglichkeit, mehr Erfahrungswerte zu sammeln, und dies hier sind unsere Beobachtungen.

Vorab eine prinzipielle Angelegenheit. Bei der Elektromobilität hat Mazda stets den Grundsatz verfochten: so früh wie nötig, so spät wie möglich. Klar, versichern die Japaner, an Elektro führe kein Weg vorbei. Man halte daneben aber an (gleichwohl in unterschiedlichem Ausmaß elektrifizierten) Verbrennungsmotoren fest und setze dabei zudem nicht auf Down-, sondern "Rightsizing". Ferner sieht Mazda, ähnlich wie Porsche, großes Potenzial in E-Fuels.

Premium-Liga

Rightsizing also. Halbe-Halbe-Viertel: Bisher hatte (und hat auch weiterhin) Mazda einen 2,2-Liter-Vierzylinder-Diesel im Angebot. Der wurde nun bei Hubraum und Zylinderanzahl um die Hälfte erweitert, auf einen 3,3-Liter-Reihensechszylinder, und beim Verbrauch um ein Viertel reduziert, so das Versprechen. Schau, schau – aber kommt das auch im Fahralltag an? Es kömmt! Laut Bordcomputer ergab sich beim keineswegs auf Sparbetrieb getrimmten Fahrprofil ein Durchschnittstestverbrauch von 5,5 l / 100 km, ein respektabler Wert angesichts von 4,75 Meter SUV mit 1,9 Tonnen Leergewicht und damit ziemlich genau auf dem bei der Fahrpräsentation, siehe oben, festgestellten Niveau. Die 48-Volt-Mildhybridisierung (Riemen-Starter-Generator mit 17 PS), Stichwort Elektrifizierung, mag einen Teil zur Effizienz des Triebwerks beitragen, das übrigens in den meisten Lebenslagen seine Herkunft auch akustisch unterstreicht.

Was weiters überzeugt, sind Verarbeitungsqualität und Materialanmutung, da ist Mazda eigentlich schon in der Premium-Liga angekommen, preislich allerdings noch nicht ganz: Der Testwagen, die 200-PS-Hinterradantriebsversion mit 200 PS in Homura-Ausstattungslinie, kommt auf 58.900 Euro, mit allen Extras sind es 62.800.

Mazda CX-60
Der Mazda CX-60, inklusive Bordcomputer und edler Innenausstattung.
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Große Erwartungen

Mit den besten Absichten: Die Konfiguration der neuen Plattform, es wurde schon öfter erwähnt, weckte große Erwartungen. Vorne lenken, hinten antreiben, dazu Reihensechszylinder und 8-Gang-Automatik. Die Plug-in-Version brachte dann etwas Ernüchterung, da war doch noch manches im Sinne von Kaizen feinzujustieren. In ein paar Punkten gilt das auch für den CX-60 3,3 e-Skyactiv D, und dabei drängt sich ein Vergleich mit einem anderen Hersteller auf, der gelegentlich ebenfalls in Richtung BMW lugt, nämlich Alfa Romeo. Deren Stelvio liegt mit 4,69 m Länge etwa auf CX-60-Augenhöhe und hat ein ähnlich knöchern, mitunter ruppig abgestimmtes Fahrwerk. Bei der Lenkung aber ist der Ansatz 180 Grad (die deutsche Chefdiplomatin Annalena Baerbock würde sagen: 360 Grad) diametral. Hie (Alfa) fast gnadenlos direkt, da (Mazda) so indirekt, dass man aus dem Kurbeln kaum rauskommt, speziell beim Parken.

Der andere Punkt betrifft die Automatik. Die sechsgängige war nicht mehr zeitgemäß, eine mit acht musste her. Die Mazda-Sans haben bestimmt ein Dutzend 8-Gang-Automaten von ZF zerlegt und das Kunstwerk in allen Details studiert. Das Ergebnis kann sich sehen lassen – kommt aber an den Weltmeister doch nicht ran. Fazit: großer Wagen mit guten Anlagen, nur noch nicht rundum stimmig. (Andreas Stockinger, 20.7.2023)