ÖBB Zug
Eine Minichronik einer Urlaubsreise von Wien nach Bad Hofgastein.
APA/GEORG HOCHMUTH

Diese Kolumne schreibe ich mit etwas Missmut, fast widerwillig. Ich bin ein Riesenfan des Zugfahrens und davon überzeugt, dass die Eisenbahn die ökologisch bessere Alternative zum fetten SUV ist. Um die Leute massenhaft zum Zugfahren zu motivieren, müssten die Zugfahrten immer funktionieren wie am Schnürchen. Tun sie aber nicht. Hier eine Minichronik einer Urlaubsreise von Wien nach Bad Hofgastein, die meiner Frau und mir einen rechten Bundesbahnblues bescherte.

Hin- und Rückfahrt umfassen vier Streckenabschnitte: Wien–Salzburg, Salzburg – Bad Hofgastein, Bad Hofgastein – Salzburg und Salzburg – Wien. Bei der Abfahrt aus Wien-Meidling wurde uns von Chris Lohner mitgeteilt, dass der Zug technischer Schwierigkeiten wegen 15 Minuten verspätet sei. Kann passieren, soll sein. Zum Umsteigen in Salzburg waren fahrplanmäßig 19 Minuten vorgesehen, es gab also Hoffnung, den Anschlusszug zu erreichen.

Fünf nach zwölf teilte die Anzeigetafel mit, man sei in einer Minute in Salzburg, die Hoffnung wuchs, erstarb aber bald, weil sich die eine Minute zu etwa zehn Minuten auswuchs und der Anschlusszug weg war. Keine Erklärung oder Entschuldigung über die Ansage, schmeck’s, Kropfeter.

Zwei Stunden Warten in Salzburg. Heiß war’s, aber noch heißer war’s im proppenvollen Anschlusszug, wo wir keine reservierten Plätze mehr hatten und uns in den Speisewagen retteten, wo offenbar die Klimaanlage streikte und sich verzweifelt Luft zufächelnde Passagiere lauthals maulten. Noch proppenvoller war es drei Tage später auf der Rückfahrt von Bad Hofgastein nach Salzburg, weil der Zug aus unklaren Motiven um drei Waggons verkürzt worden war. Den Zustieg mussten wir uns quasi erdrängeln und erboxen, um dann nach Sardinenart eineinhalb Stunden bis Salzburg im Gang zu stehen. In Summe waren drei der vier Streckenabschnitte (75 Prozent) der Reise eher suboptimal.

Jaja, ich weiß, dass vieles beim Zugfahren ganz klaglos funktioniert und lasse daher mein Lamento auf einen versöhnlichen Ton enden. Oskar Aichinger und Othmar Pruckner, zwei Haberer von mir, haben tolle neue Bücher geschrieben, die zeigen, welchen Spaß das Zugfahren auch machen kann: Ich steig in den Zug und setz mich ans Fenster (Aichinger) und Auf Schiene (Pruckner).

Beide schwer zu empfehlen. (Christoph Winder, 22.7.2023)