Möbel Siezen oder Duzen? Schwierig, wenn sie nur einen Vornamen tragen.
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Vor ein paar Tagen hatte ich Gelegenheit, die Ikea-Niederlassung in der Shopping City Süd zu durchstreifen. Ikea: Das ist, wie Sie wissen, ein Möbelhaus, das großen Wert auf persönlichen Umgang mit der Kundschaft legt. So wird etwa jedermann geduzt, und kein Mensch käme auf die Idee, Ikea zu fragen, ob wir schon Schweine miteinander gehütet haben. (Anekdote am Rand: Der notorisch unnahbare französische Präsident Mitterrand wurde einst von einem niedrigen Parteimitglied gefragt: "Ich kann dich eh duzen, Genosse Mitterrand?" Antwort Mitterrand: "Wenn Sie wollen ...")

Familiärer Umgang

Der Zenit des familiären Umgangs ist freilich der, dass Möbelstücke bei Ikea nicht nach ihrer Gattungsbezeichnung benannt werden (Klapptisch, Eckbank usf.), sondern einen Vornamen tragen. Ob der Name in ein firmeninternes Geburtenregister eingetragen wird, weiß ich nicht, ebenso wenig, welches Anforderungsprofil verlangt wird, um als Warenbenamser zu reüssieren.

Nicht alle Möbelnamen sind gleich gelungen. Dass ein Schneidebrett Aptitlig heißt, leuchtet ein und ist besser als, sagen wir, Unabtitlig. Ein Blumentopf namens Curryblad klingt zwar mysteriös, vor allem, weil der Verzehr von Currypulver ja keineswegs blad macht, aber bitte, als Name für einen Blumentopf geht das irgendwie durch. (Für ein Kind natürlich gar nicht. "Curryblad, Mittagessen kommen!" wäre schauerlich.)

Namensgeberischer Geniestreich

Der Hängeleuchtenschirm Brunsta klingt auf eine sehr anregende Art gamsig; jetzt sollte Ikea sein Sortiment noch unbedingt um eine Wandleuchte Tuttli und eine Nachttischlampe Abspritz erweitern. Samla für eine Box, in der man alles Mögliche sammeln und unterbringen kann, ist ein namensgeberischer Geniestreich, aber ein Dreibettsofa namens Angsta geht überhaupt nicht. Jeder halbwegs sensible Mensch muss auf einem solchen Ding Albträume bekommen. Bitte umtaufen auf Kuschel oder Schnarchi.

Zum Schluss noch etwas ganz anderes. Am 24. Juni habe ich in dieser Kolumne herumgemault, dass ich ein Produktabo bei Amazon nicht loskriege. Drei Tage später bekam ich einen Anruf aus Großbritannien und eine Mail von Amazon.de, beide des Inhalts, dass man mein Problem mitbekommen und das Abo storniert habe. Schön, dass man meine Kolumne auch bei Amazon liest und prompt reagiert hat. Danke. (Christoph Winder, 7.7.2023)