Oppenheimer und Groves gutgelaunt nebeneinander.
Oppenheimer neben dem eigentlichen Projektleiter des Atombombenprojekts, General Leslie Groves, im September 1945.
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Das "J." in seinem Namen steht für "Julius"

J. Robert Oppenheimer war der Sohn deutscher Einwanderer. Sein Vater war ein jüdischer Textilimporteur aus dem hessischen Hanau, der 1888 in die USA kam. Tatsächlich ging Oppenheimer für sein Studium zurück nach Deutschland, um in Göttingen Quantenphysik zu studieren, die damals in den USA noch nicht gelehrt wurde. Das "J." kürzte Oppenheimer immer nur ab und gab selbst an, es stehe für "nichts". Doch Julius war der Vorname seines Vaters.

Seine Frau "Kitty" war Botanikerin und Kommunistin

Katherine Puening stammt aus Deutschland und kam 1913 als Zweijährige mit ihren Eltern in die USA. Sie studierte an der Universität Pittsburgh und heiratete 1932 zum ersten Mal. Zwei weitere Ehen sollten folgen, bevor sie Oppenheimers Frau wurde. Ihr zweiter Ehemann Joseph Dallet war Mitglied der Kommunistischen Partei in den USA, der sie ebenfalls beitrat, bevor sie sie 1938 wieder verließ. Dallet starb im spanischen Bürgerkrieg. "Kitty" und Oppenheimer heirateten am 2. November 1940, nachdem sie einen Tag zuvor von ihrem vorherigen Ehemann geschieden worden war.

Er konnte Sanskrit lesen

Oppenheimer hatte viele unterschiedliche Interessen. Vielleicht zu viele, um in einem Fachgebiet zur Koryphäe zu werden. Neben Kunst – seine Mutter war Malerin – und der Psychoanalyse Freuds hatten es ihm vor allem (alte) Sprachen angetan. Griechisch lernte er an der Universität, Sanskrit beherrsche er später so gut, dass er hinduistische Schriften wie die Bhagavad Gita im Original las. Daraus stammte auch sein berühmtestes Zitat, in dem er sich als "Zerstörer der Welten" sieht. In der westlichen Welt gilt eigentlich die griechische Philosophie als Basis für die Wissenschaft, doch Oppenheimer sagte einmal, er finde die östlichen Schriften tiefgründiger.

Er studierte ursprünglich nicht Physik, sondern Chemie

Der junge Oppenheimer begann 1922 an der Universität Harvard zu studieren. Neben Vorlesungen in seinem Hauptfach Chemie besuchte er auch solche in künstlerischen Fächern und Architektur. Sein Interesse für Physik erwachte erst im dritten Studienjahr. Nach seinem Abschluss veröffentlichte er einige Arbeiten über Quantenphysik, die es ihm ermöglichten, im deutschen Göttingen bei Max Born sein Doktorat zu machen, in einem der Zentren für die "neue" Quantenphysik.

Seine größte wissenschaftliche Arbeit handelt von Schwarzen Löchern

Die Atombombe basiert wesentlich auf Arbeiten der Quantenphysik, die in den 1930er-Jahren noch vollkommen neu waren. Oppenheimer gehörte zur zweiten Generation von Physikern, die sich mit Quantenphysik beschäftigten. Es heißt, er sei zu spät gekommen, um an den großen Durchbrüchen mitzuwirken. Neben quantenphysikalischen Arbeiten zu Molekülen, die heute noch seinen Namen tragen, sind es Forschungen zu Schwarzen Löchern, die heute als herausragend gelten. Er berechnete, wie Sterne am Ende ihres Lebens in sich zusammenstürzen. Den Begriff des "Schwarzen Lochs" gab es damals allerdings noch nicht.

Mehrere Personen stehen um den Atombombenprototyp, der an einer Seilwinde hängt, um ihn auf den Turm zu ziehen.
Der 30 Meter hohe Turm nahe Alamogordo in New Mexico, auf dem im Juli 1945 der erste Atombombenprototyp gezündet wurde.
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Er wollte ein Wettrüsten mit Atomwaffen verhindern

Schon während der Arbeit an der Atombombe in Los Alamos wurde dem Team klar, dass sich nicht nur durch die Spaltung von schweren Atomkernen Energie gewinnen ließ, sondern auch durch die Verschmelzung leichter Kerne. Doch um eine Fusionsreaktion in Gang zu bringen, braucht es extreme Drücke, die damals technisch noch nicht erreichbar waren. Dieses Problem lösten ausgerechnet Atombomben: Sie können als Zünder dienen, um Wasserstoffbomben anzutreiben. Oppenheimer wollte allerdings verhindern, dass weitere Bomben entwickelt werden. Er plädierte für Abkommen und Abrüstung. Doch ausgerechnet sein Mitarbeiter in Los Alamos, Edward Teller, lieferte später entscheidende Beiträge für die Konstruktion der ersten Wasserstoffbombe der USA.

Er war Kettenraucher und starb an Kehlkopfkrebs

Eine Zigarette oder eine Pfeife sind bei Oppenheimer oft mit im Bild. Wenn er konzentriert war, vergaß er manchmal zu essen. 1965 wurde bei ihm Kehlkopfkrebs diagnostiziert. Er wurde operiert, unterzog sich Chemotherapie und Bestrahlung, doch letztlich waren die Anstrengungen vergebens. Oppenheimer starb 1967 im Alter von 62 Jahren. Er war nicht der einzige Mitarbeiter des Atombombenprojekts, der an Krebs erkrankte. Auch John von Neumann erkrankte später an Krebs. Eine Zunahme von Krebserkrankungen unter Mitarbeitern des Projekts durch den Umgang mit Plutonium ist belegt.

Er wurde nach dem Krieg schlagartig berühmt

Das Manhattan-Projekt zur Entwicklung der Atombombe unterlag strengster Geheimhaltung. Als offengelegt wurde, welche Rolle Oppenheimer darin gespielt hatte, machte ihn das zur Berühmtheit. Er absolvierte unzählige öffentliche Auftritte, zierte das Cover des "Time"-Magazins, und seine Geschichte wurde später zur Inspiration für unzählige literarische Werke, die vor allem sein Scheitern bei der Durchsetzung von Rüstungskontrollen thematisieren. Er erhielt die Medal for Merit, die damals höchste zivile Auszeichnung der USA. Doch wegen seiner Kontakte zu Kommunistinnen und Kommunisten wurde er später diskreditiert.

Er versuchte als Student, seinen Professor zu vergiften

Als Oppenheimer 21 Jahre alt war, lag er im Streit mit seinem Physikvortragenden Patrick Blackett. Blackett drängte Oppenheimer, sich mehr mit Laborarbeit zu beschäftigen. Der Streit gipfelte darin, dass Oppenheimer einen vergifteten Apfel auf Blacketts Tisch legte. Zu dieser Zeit hatte Oppenheimer psychische Probleme, die ihn zwangen, sich in Behandlung zu begeben. Blackett aß den Apfel nicht, und der Vorfall hatte für Oppenheimer keine weiteren Folgen.

Ein Videoportrait J. Robert Oppenheimers.
Veritasium

Er war bis zum Schluss überzeugt, das Richtige getan zu haben

"Jetzt bin ich zum Tod geworden, dem Zerstörer der Welten" – diese Zeile aus dem spirituellen Gedicht Bhagavad Gita ging Oppenheimer nach eigenen Angaben durch den Kopf, als die Atombombe Realität wurde. Er ging immer davon aus, dass die Schrecken von Hiroshima und Nagasaki schlimmere Kriegshandlungen in Zukunft verhindern könnten. Später, in den 1960er-Jahren, drohte er dem deutschen Schriftsteller Heinar Kipphardt sogar rechtliche Schritte an, weil ihn dieser in einem Stück als tragischen Helden zeigte, der mit den Folgen seines Tuns haderte. (Reinhard Kleindl, 24.7.2023)