Das Thema der Pressekonferenz, zu der die IG Windkraft lud, mutete auf den ersten Blick kurios an. "Schaden Windräder der Gesundheit?", fragte die Interessenvertretung der heimischen Windindustrie diese Woche. Windrädern wird in sozialen Medien alles Mögliche angedichtet: Sie hielten Regenwolken fern und verursachten Dürre, und ihr – nicht hörbarer – Infraschall mache krank. Nichts davon stimmt.

Man könnte nun sagen: Eine Branche soll sich nicht breit äußern zu unwissenschaftlichem Unsinn. Das Gegenteil ist der Fall. Es ist gut, dass die Windindustrie mit Mythen aufräumt.

Allgemein ist es höchste Zeit, dass die Wirtschaft aktiv gegen Fake News auftritt und dafür Allianzen mit Wissenschaftern schmiedet. Dafür sollten sich Forscher heutzutage auch mit den Erklärungen und falschen Quellen von Verschwörungsgläubigen beschäftigen – um sie besser entkräften zu können.

Windräder an einer Autobahn in Sachsen-Anhalt in Deutschland
Windräder an der Autobahn: Nachhaltige Branchen wie die Windindustrie haben mit diversen Verschwörungsideologien zu kämpfen.
IMAGO/FrankHoermann/SVEN SIMON

Raus aus dem Elfenbeinturm

Forschen im Elfenbeinturm ist passé – in der Klimakrise gilt das besonders für die Naturwissenschaften. Auch andere relativ neue Anwendungen wie E-Autos, Wärmepumpen und Photovoltaik werden ja mit düsteren Märchen diskreditiert.

Wer die von Unwissen oder schierer Demagogie geprägten Diskussionen auf Twitter, Facebook und Co verfolgt, weiß, dass die Verschwörungserzählungen in der Corona-Pandemie nur ein Vorgeschmack auf jene Mythen waren, die Klimaleugner nun jahrelang verbreiten werden. Wenn die Wissenschaft heute überhaupt eine Chance haben will, bestimmte Gruppen noch zu erreichen, muss sie ihre Forschungsergebnisse klar, laut und leidenschaftlich kommunizieren. (Lukas Kapeller, 27.7.2023)