Wer den Film "Barbie" noch nicht gesehen hat, sich aber im Kino nicht langweilen will, sollte diese Kolumne später lesen. Alle anderen wissen längst Bescheid. Am Ende des zweistündigen pinken Filmspektakels entscheidet sich die Hauptdarstellerin Margot Robbie, Barbieland zu verlassen. Aber nicht nur das. Barbie wechselt auch die Garderobe. Chanel, Versace und Moschino haben ausgedient, sie betritt die reale Welt in Blazer und Jeans. Und mit flachen Füßen. Statt pinker Pantoletten von Manolo Blahnik trägt sie zum ersten Termin mit ihrer Gynäkologin Birkenstocks – genauer das Modell "Arizona" aus roséfarbenem Wildleder.
Kork statt Plastik, das Ende des Films "Barbie" ist in vielfacher Hinsicht ein starkes Statement. Und für das Unternehmen Birkenstock ein Werbecoup. Oder anders gesagt: Smarter hätte die Marketingabteilung die deutscheste aller deutschen Schlapfen nicht verkaufen können. Dabei hätte der Gesundheitsschuh aus dem rheinland-pfälzischen Neustadt die Werbung wahrscheinlich gar nicht gebraucht. Denn Barbie trägt ein Schuhmodell, in dem modebewusste Menschen schon länger ihre Sommer verbringen. Die Modelle "Arizona", seit 1973 auf dem Markt, und "Boston Clog", erfunden im Jahr 1977, sind das, was Modemagazine schon fast zu inflationär als "Must-have" bezeichnen: ein Muss, im modischen Sinn. Die Präsenz in Gerwigs Film zeigt dennoch erste Konsequenzen. Das Shoppingportal Lyst verzeichnete am vorvergangenen Freitag bereits einen Anstieg der Suchanfragen um 110 Prozent. Barbie trägt selbstverständlich kein Vintage-Modell, sondern ein neues, mit zwei großen Schnallen versehenes Paar.
Um einen Zufall dürfte es sich allerdings nicht handeln, dass Birkenstock neben Luxusmodelabels wie Chanel, Versace und Moschino zum Teil der Filmausstattung geworden ist. Vor zwei Jahren war der Schlapfenhersteller von einem französischen Milliardär übernommen worden: Bernard Arnault, Chef des Konzerns LVMH, kaufte 2021 Anteile des Unternehmens aus Neustadt auf. Mit den Schuhen, die die Modebranche trotz (oder wegen, das ist nicht so klar) ihres breit angelegten Fußbetts liebt, will Arnault eine neue Generation an Käuferinnen und Käufern heranziehen.
Und die sitzt nun in den Kinos – gemeinsam mit der Generation Greta Gerwig. Dem Pariser Milliardär wird das ganz recht sein. (Anne Feldkamp, 31.7.2023)
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