Meer, Strand, Tretboot
Das Tretboot als Warnsignal für Massentourismus?
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Pro

Es war ein Sommer wie damals. Keine Wolke am Himmel, der Wörthersee glitzerte in der Julisonne, das Thermometer hatte die 30-Grad-Celsius-Marke längst gesprengt, Segelboote schaukelten auf dem klaren Wasser, am Horizont zischte ein Motorboot vorbei, eine Wasserskifahrerin im Schlepptau.

Die Kinder spielten Uno, die beste Ehefrau von allen döste im Schatten eines mächtigen Ahornbaumes. Ein laues Lüftlein trug die Fetzen eines Schlagers an mein Ohr. War das Roy Black? Und Anita? "Das Schönste im Leben sind die Pausen"?

"Schrapp, schrapp, schrapp", das typische Geräusch eines Tretbootes riss mich sanft aus meinen Gedanken. Die Yacht des kleinen Mannes, angetrieben von ehrlicher Muskelkraft. Ich seufzte, lächelte. Mein Vorschlag, selbst eine Runde mit dem Wassergefährt zu drehen, wurde begeistert akzeptiert. Was für ein Glück, der direkte Nachbar ist ein Tretbootverleih. Das mit der Rutsche musste es natürlich sein. Leinen los! Was für ein harmloses Vergnügen, was für eine gnadenlose Idylle. (RONDO, Markus Böhm, 11.8.2023)

Kontra

Das Tretboot als schnödes Plastik-Trumm abzutun wäre unfair. Es ist doch so viel mehr! Das Wassergefährt dient als Warnsignal für Massentourismus. Denn meist findet man es nicht an einsamen Traumstränden, sondern dort, wo Urlauber wie die Sardinen in der Dose eng an eng aufgereiht liegen, ständig Sonnenbrillen, Handtücher oder Massagen feilgeboten bekommen und sich mit dem Schirmnachbarn messen, wer das bessere All-inclusive-Angebot ergattert hat. Das entspricht so gar nicht meiner Vorstellung von einer entspannenden Auszeit vom Alltag.

Auch eine Runde auf dem Tretboot mag vielleicht theoretisch ganz schön klingen, aber in der Realität gestaltet sich die Unternehmung oft eher mühsam. Die Sonne brennt unbarmherzig herab, während man sich abstrampelt, um gegen Strömung und Wellen anzukommen. Wer nicht selbst treten muss, sitzt herum und langweilt sich. Mit etwas Glück bekommt man ein Boot samt Rutsche. Aber es bleibt trotzdem der objektgewordene Overtourism. Dann lieber doch Balkonien! (RONDO, Michael Steingruber, 11.8.2023)