Bangkok – Die reformorientierte thailändische Move Forward Partei (MFP), die die Parlamentswahl im Mai gewonnen hatte, ist aus einer Koalition zur Bildung einer Regierung ausgeschlossen worden. Nach wochenlangen Verhandlungen gab der Vorsitzende der Pheu Thai, Chonlanan Srikaew, am Mittwoch bekannt, dass die MFP aus der Koalition ausgeschieden sei. Die Pheu Thai war bei der Parlamentswahl zweitstärkste Kraft geworden.

Chonlanan Srikaew, Vorsitzender von Pheu Thai, bei einer Pressekonferenz am Mittwoch.
Chonlanan Srikaew, Vorsitzender von Pheu Thai, bei einer Pressekonferenz am Mittwoch.
AFP/LILLIAN SUWANRUMPHA

Die MFP mit ihrem Vorsitzenden Pita Limjaroenrat hatte die Parlamentswahl am 14. Mai gewonnen, verfehlte jedoch deutlich die absolute Mehrheit. Pita hatte zwar eine Acht-Parteien-Koalition geschmiedet, zu der auch die Pheu Thai gehörte. Doch das Bündnis erreichte nicht genug Stimmen, um Pita zum Regierungschef zu ernennen.

Srettha Thavisin womöglich neuer Ministerpräsident

"Pheu Thai wird daran arbeiten, genügend Stimmen zu bekommen, MFP wird in der Opposition sein", erklärte Chonlanan. Die Partei werde nun den Immobilientycoon Srettha Thavisin als ihren Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten vorschlagen, führte Chonlanan aus.

Der Ministerpräsident wird zusammen von beiden Parlamentskammern gewählt. Bei einer ersten Abstimmung über den Posten des Regierungschefs im Parlament hatte Pita nicht die nötigen Stimmen erhalten. Eine zweite Abstimmung wurde dem 42-Jährigen von den Abgeordneten vor zwei Wochen verwehrt – doch diese Entscheidung wird nun vor dem Verfassungsgericht angefochten.

Zuvor hatte das Verfassungsgericht bereits beschlossen, Pita vorläufig als Abgeordneten zu suspendieren. Begründung hierfür sind Pitas Anteile an einem Fernsehkanal, der allerdings seit 2007 nicht mehr überträgt.

Im Mai hatten die Wähler einem Jahrzehnt der militärgestützten Regierungen in Thailand eine klare Absage erteilt. Pitas reformorientierte MFP gewann die Parlamentswahl deutlich – unter anderem mit dem Versprechen, das strenge Strafrecht zur Ahndung von Majestätsbeleidigung zu reformieren. Das traf auf heftigen Widerstand in konservativen Kreisen. (APA, 2.8.2023)