Ryanair; Flugzeug; Billigflieger
Sollte man mit Billigfluglinien fliegen?
Reuters/INTS KALNINS

PRO: Realistische Reiseplanung

Es ist, ehrlich gesagt, absurd, das Reisen mit Billigfluglinien zu verteidigen. Der Service – wenn man ihn überhaupt als solchen bezeichnen kann – ist sensationell schlecht, und immer wieder erlebt man böse Überraschungen wie große Verspätungen oder Extragebühren. Und trotzdem fliege ich ab und zu mit den Übeltätern.

Der Grund ist dann recht einfach: Es ist die praktischste oder sogar die einzige vernünftige Lösung. Es geht gar nicht um die Ersparnis – die ist sehr oft ohnehin minimal, rechnet man die gesamten Reisekosten mit Flughafentransfer, Gepäckgebühren und mehr zusammen. Aber so manche Regionalflughäfen abseits der großen Städte kann man anders nur sehr schwer erreichen. Billigfluglinien erwerben oft ein Monopol darauf, solche kleinen Destinationen anzufliegen.

Finde ich es gut, diese auf vielen Ebenen ausbeuterisch agierenden Fluglinien zu unterstützen? Natürlich nicht. Aber ich bin auch nicht bereit, meinen Urlaub immer nur so zu planen, wie es umweltverträgliches und soziales Reisen vorgibt. Am Ende des Tages versuche ich, einen Mittelweg zu gehen.

Wenn es die Urlaubsdestination zulässt, reise ich übrigens mit dem Auto. Das ist auch nicht die umweltfreundlichste Lösung, aber wesentlich besser als Fliegen, oft günstiger, und vor allem erhöht es den Urlaubskomfort enorm. Man kann einpacken, so viel man will, ist vor Ort mobil und kann auch noch jede Menge lokale Spezialitäten mit nach Hause nehmen. (Pia Kruckenhauser, 3.8.2023)

KONTRA: Den Preis zahlen andere

21,99 Euro kostet ein Flug nach Korfu mit einer bekannten Billigairline: Das ist verlockend, keine Frage. Um einen Pappenstiel ist man am Strand und kann dort seinen Ouzo schlürfen. Dass sich das mit den 21,99 Euro nicht ganz ausgehen kann, wird schon beim Buchen klar: Alles kostet extra, und wer es am Gate nicht schafft, sein Handgepäck in den Abmesscontainer hineinzupressen, zahlt ebenfalls. Bei Ausfällen wird man häufig alleingelassen.

Aber das noch wichtigere Argument gegen Billigairlines: Den Preis für die günstigen Tickets zahlen andere. Nämlich das Flugpersonal, das teils unter ausbeuterischen Bedingungen arbeitet. Bei Ryanair etwa sind viele Piloten nicht angestellt. Sie müssen ihre eigene Firma gründen, um engagiert zu werden. Sie und die Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter sind dann, wie Medien berichten, oft Leiharbeiter, die kaum Rechte haben. Die Airline kann sie versetzen oder in unbezahlten Urlaub schicken. Sind sie krank, bekommen sie kein Gehalt. Daher könnten Piloten im Cockpit sitzen, die eigentlich im Bett bleiben sollten. Ob man das als Fluggast wirklich möchte, ist fraglich.

Zudem verleiten die günstigen Tickets zum inflationären Fliegen. Dank Billigairlines findet der Junggesellenabschied nun eben auf Ibiza statt in der Grazer Altstadt statt. Es kostet eh nix. Darunter leidet die Umwelt. Auch deshalb sollte Fliegen seinen Preis haben. Und der ist höher als der des Billigtickets. (Lisa Breit, 3.8.2023)