Die Verkaufspreise von Speiseeis sind in den vergangenen Saisonen stetig gestiegen. Kugeln kosten in den Eisdielen teilweise bis zu drei Euro. Ob fruchtiges Sorbet, cremiges Milcheis oder besondere Spezialsorten – bei den hohen Preisen sollte es sich schon um das bestmögliche Gelato handeln.

Aber wie erkennt man gutes und vor allem qualitativ hochwertiges Eis und vermeidet eine etwaige geschmackliche Enttäuschung? Hierzu gebe es ein paar simple Tipps und Hinweise, sagt Lisa Leones. Sie führt gemeinsam mit ihrem Mann Giorgio den Wiener Eisladen Leones. Das Ehepaar bietet selbstgemachtes italienisches Gelato in ihren beiden Filialen in Wien an. "Wenn wir von gutem Eis sprechen, dann meinen wir hochwertige Zutaten und keine Aromen." Also nicht unbedingt das blau gefärbte Schlumpfeis.

Farbe, Aromen und ganz große Berge

Das wäre auch Leones' erster Hinweis auf weniger hochwertiges Eis: "Die Farben des Eises müssen natürlich sein." Knallgelbes Bananeneis, kräftiges Rot im Himbeereis oder eben Schlumpfeis in dem markanten Blau sind klare Anzeichen, dass hier in die künstliche Farbkiste gegriffen wurde. "Besitzt Pistazieneis zum Beispiel eine giftgrüne Farbe, dann sind da Farbstoffe drinnen." Natürliches Pistazieneis sollte eher die Farbe von Schlamm haben, erklärt Leones.

Die Verwendung von Farbstoffen gehe häufig mit dem Zusatz von Aromen einher, so Leones. Und zieht einen Vergleich heran. Würzten Restaurants eine Suppe mit Maggi, sei die Wahrscheinlichkeit, dass auch die anderen Speisen so angerichtet werden, hoch.

Wie erkennt man gutes Eis?
Wenn sich die Eismassen in der Vitrine türmen, sollte man eher in eine andere Eisdiele gehen.
AFP/PABLO VERA

Ein weiterer Hinweis auf schlechtes Eis sind Berge an Eis in der Vitrine. "Das bedeutet, dass viele Stabilisatoren verwendet werden." Damit werde das Speiseeis teilweise wochenlang haltbar gemacht. Solche voluminösen Eishaufen findet man häufig in Eisdielen, die dutzende Sorten anbieten. Das sei ebenso ein Hinweis, hier kein Eis zu schlecken. "Wenn man aus 50 Sorten auswählen kann, bin ich skeptisch. So viele Sorten mit frischen, natürlichen Zutaten täglich herzustellen ist unmöglich", sagt Leones.

Nicht alle Eissorten sind gleich beliebt. So kann es sein, dass unbeliebte Geschmacksrichtungen häufig lange in der Vitrine stehen bleiben. In den Leones-Eisläden in der Langen Gasse 78 und der Bruno-Marek-Allee 21 werden täglich nur zwölf verschiedene Sorten angeboten. Nur so könne man die Qualität des Gelato garantieren.

Blick in die Vitrine

In den Leones-Filialen sieht man von außen kein Eis. Denn die Betreiber lagern ihr Eis in Pozzetti. Das sind runde Eistruhen mit Deckel, die im Tresen versenkt sind. Damit wird das Eis luftdicht verschlossen und bleibt länger frisch. "In einer normalen Vitrine geht ein ständiger Luftstrom. Das Eis ist an der Luft, oxidiert, und das verändert den Geschmack. Das ist wie bei einem aufgeschnittenen Apfel", erklärt Lisa Leones den Sinn hinter den speziellen Eistruhen. "Das nimmt aber nur jemand in Kauf, der wirklich von Qualität besessen ist", erzählt sie. Denn die Pozzetti sind nicht nur teuer in der Anschaffung. Weil man das Eis nicht sieht, lockt man viel weniger Kundschaft in das Eisgeschäft.

Pozzetti gutes Eis erkennen.
Pozzetti, wie hier in einem altmodischen italienischen Eiswagen, sind ein Zeichen für qualitativ hochwertiges Eis.
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Ein letzter Tipp von der Eisexpertin ist, auf gewisse Bezeichnungen der diversen Geschmacksrichtungen zu achten. Denn diese nehmen vorweg, ob es sich um eine selbstgemachte Sorte oder nicht handle. "M&M's, Cookie, Ferrero Rocher sind Eissorten, die von Zulieferfirmen hergestellt werden." Darin befinden sich häufig keine verarbeiteten Produkte der bekannten Namen, sondern nur das Aroma. Auch sei der Name "Cookie" zum Beispiel markenrechtlich geschützt. Ein Eis mit dem Namen dürfe Leones gar nicht anbieten. Oft seien diese Sorten in den Eisdielen mit den immergleichen Bildern beschildert. "Manchmal", so Leones, "findet man darauf sogar noch das Logo der Herstellerfirma." Gut also für die Kundschaft: Die erkennt damit sofort, dass es sich hierbei um kein qualitativ hochwertiges Eis handelt. (rec, 5.8.2023)