Wien – Am 1. Dezember strahlt der ORF Vera Russwurms Talkshow-Format "Vera" zum letzten Mal aus. Damit geht die jahrzehntelange Ära der periodischen TV-Präsenz einer der präsentesten Moderatorinnen der heimischen TV-Geschichte zu Ende, wie die "Kronen Zeitung" am Sonntag berichtete. Für den ORF sind aber weitere Zusammenarbeiten mit Russwurm, etwa in Form von "TV-Specials", denkbar, heißt es in einem Statement des ORF.

Vera Russwurm bei einer Veranstaltung mit Kanzler Karl Nehammer.
Vera Russwurm moderierte ÖVP-Veranstaltungen, was ihr und dem ORF Kritik einbrachten – etwa im Jänner 2023 für die ÖVP Niederösterreich, wo auch Kanzler Karl Nehammer vor Ort war.
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Auf de Sendeplatz von "Vera" am Freitag um 21.20 Uhr in ORF 2 plane man ein neu entwickeltes Info-Magazin. Russwurm, die im Jahr 1978 entdeckt wurde und sich in der Folge rasch im damals stark männerdominierten Fernsehen etablieren konnte, habe "das Genre des TV-Talks in Österreich definiert und geprägt, ihr Name wurde zur Marke. Ich bedanke mich für die jahrzehntelange Zusammenarbeit auf diesem Gebiet", so ORF-Generaldirektor Roland Weißmann.

Umstrittene Moderationen für die ÖVP

Russwurm stieg 1979 beim ORF als Tritsch-Tratsch-Girl ein, von 1979 bis 1982 war sie als Moderatorin bei Ö3 tätig. In den letzten Jahren moderierte sie nur noch "Vera". Die Sendung wurde ein paar Mal im Jahr ausgestrahlt und von ihr und ihrem Mann Peter Hofbauer selber produziert.

Russwurm sorgte in den letzten Jahren immer wieder für Kritik, nachdem sie ÖVP-Veranstaltungen moderiert hatte. Zuletzt etwa eine im Jänner 2023 für Niederösterreichs Landeshauptfrau und ÖVP-Chefin Johanna Mikl-Leitner. Davor trat die Moderatorin im Herbst 2018 bei der ÖVP-Tagung "Veränderung hat begonnen" auf, wo sie Sebastian Kurz feierte. ORF-intern waren ihre Auftritte stets umstritten, der ORF argumentierte aber damit, dass Russwurm keine ORF-Angestellte sei und er ihr das nicht verbieten könne.

Der "Kronen Zeitung" sagte die 63-Jährige angesichts des bevorstehenden Auslaufens ihrer Sendung, dass sie glücklich sei, "dass mir mein Publikum so lange die Treue gehalten hat. Das ist keine Selbstverständlichkeit! Und ich bin dankbar, dass ich so viele Jahre lebensbejahende, positive Sendungen mit eigener Handschrift machen konnte." (APA, red, 6.8.2023)