Der Burger-Zenit sollte eigentlich schon lange erreicht sein. Dennoch versuchen Gastronominnen und Gastronomen noch immer, auf dem gesättigten Markt mitzumischen. Vor allem deutsche Ketten sehen in Wien offenbar genug Potenzial, ihre Burger an Frau und Mann zu bringen. Im Winter eröffneten die Pommes Freunde am Schwedenplatz, am Montag hat im Quartier Belvedere inmitten karger Bürokomplexe die erste Wiener Dependance von Hans im Glück aufgesperrt.

Die Burgerkette mit Sitz in München betreibt knapp 90 Filialen in Deutschland, der Schweiz und, klar, Singapur. In Österreich führt das Franchise-Unternehmen bereits eine Filiale in Kufstein. Nun wagt man sich in die Bundeshauptstadt. Angeboten werden Burger, Pommes und Salat, also nichts Bahnbrechendes und erst recht nichts Neues.

Nach Wien mitgebracht wurde das bekannte Interieurkonzept. Die beschnittenen Birkenbäume sollen wohl Natur und Gemütlichkeit suggerieren, so richtig auf geht diese Idee nicht. Die Birken irritieren, das Interieur wirkt unruhig, man fühlt sich wie in einem Öko-Gefängnis. Dabei wurde die Wiener Dependance sogar ein wenig weniger naturalistisch eingerichtet als andere Filialen. Weniger Baumstipfl, dafür mehr Wiener Geflecht, man will sich offenbar wegbewegen vom Interieur der 2010er-Jahre.

Unruhig: der Blick in die erste Wien-Filiale von Hans im Glück.
Foto: Kevin Recher
Der Barbereich wirkt ruhiger.
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Ein Burger wie jeder andere

Beim STANDARD-Besuch am Montagmittag sind fast alle Plätze besetzt. Die Klientel ist klar: Büromenschen, die eine Alternative für die Mittagspause suchen. Während andere für den schnellen Snack in die Bowl-Bar ums Eck wuseln, setzt man sich hier auf Hochstühle und Schaukelsitze – die 2010er-Jahre lassen grüßen. Immer wieder kommen Neugierige ins Lokal, stecken am Tisch ihre Nase in eine Speisekarte und gehen wieder. Ob ihnen das Angebot (Burger mit und ohne Fleisch sowie Bowls und Salate) nicht zusagt oder die Preise, ist nicht klar. Ein klassischer Cheeseburger kommt auf knapp zehn Euro, Pommes sind um fünf Euro zu haben. Diese Kombi teste auch ich beim Lokalaugenschein.

Speziellere Optionen kosten natürlich mehr (Burger zwischen neun und 15,50 Euro), Salate gibt es um durchschnittlich 13 Euro, hausgemachte Limos um knapp fünf Euro für den halben Liter. Billig sind die Burger nicht, vor allem nicht für die Mittagspause. Dafür hat die Burgerkette ein reizvolles Mittagsmenü im Angebot: Burger, Pommes, Drink und Heißgetränk für gut 18 Euro – das bestellen hier fast alle.

Eilig darf man es an den ersten Tagen aber nicht haben: 45 Minuten dauert es, bis das Essen auf dem Tisch steht. Fastfood ist das keines mehr. Ein Gast will schon seinen Burger abbestellen, weil er ins nächste Meeting muss. "Erster Tag", lautet die Entschuldigung des Kellners. Kurz danach stehen die Burger auf seinem und meinem Tisch. Klassisch gebraten, kein Smashburger, ganz simpel ist der Burger im Hans im Glück.

Der erste Blick ist ein wenig enttäuschend.
Foto: Kevin Recher

Der Käse ist kein bisschen geschmolzen, die Pommes kann man an drei Händen abzählen (14). Immerhin sind sie gut gesalzen und dick, also zählen sie doppelt. Der Cheeseburger selbst ist trocken, die undefinierbare Sauce spärlich verteilt. Erster Gedanke: Das Fleischpatty gibt's beim Mäci besser gebraten und saftiger. Industrie-Fleischlaberln sind im Burger-Business kein Aushängeschild, zumal sich Hans im Glück als "Premium-Burgergrill" bezeichnet. Klar, hier werden dutzende Filialen im DACH-Raum beliefert.

Doch die Massenware schmeckt man heraus: Das Fleisch hinterlässt einen seltsamen Nachgeschmack, der an Mikrowellen-Burger aus dem Supermarkt erinnert. So was habe ich als armer Student gegessen. Immerhin gibt es am Tisch eine Auswahl von vier Saucen, um das Essen zu pimpen. Doch wenn ein Burger schon in seiner "most basic Version" nicht gescheit hinbekommen wird, verheißt das für die restliche Speisekarte nichts Gutes.

Frischer Salat, Industrie-Patty: gibt es zuhauf besser in der Stadt.
Foto: Kevin Recher

Nicht die Wartezeit wert

Fazit: Das Personal ist bemüht, immer wieder wird betont, dass erst heute eröffnet wurde. Man spürt den Stress und die Verzweiflung des Teams: Die Bestellungen werden zu den falschen Tischen gebracht, genervte Gäste warten Ewigkeiten aufs Essen, und die Bankomatzahlung streikt. Keine Frage, der Service wird sich einspielen. Man fragt sich aber schon, warum Hans im Glück, eine Restaurantkette mit fast 90 Filialen, das Personal für die Eröffnung nicht besser schult. Fast 15 Minuten auf einen Cappuccino zu warten ist in der Systemgastronomie eine Frechheit. Angesichts der Qualität des Essens sollte man seine Mittagspause hier nicht opfern. (Kevin Recher, 8.8.2023)