Zoom Call mit vielen Gesichtern.
So oder ähnlich sah der Alltag vieler während der Pandemie aus. Doch mit dem arbeiten, nur von zu Hause aus, ist jetzt bei vielen Firmen Schluss.
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Ausgerechnet das Technologieunternehmen, das uns allen in der Pandemie hybrides Arbeiten ermöglichte, führt wieder mehr Anwesenheit im Büro ein. Zoom kündigte einst an, dass Angestellte unbegrenzt von zu Hause aus arbeiten könnten. Damit ist jetzt endgültig Schluss.

Zurück ins Büro und Entlassungen

Das Unternehmen erklärte, es sei am effektivsten, einen "strukturierten hybriden Ansatz" zu verfolgen. Mitarbeitende, die in einem Umkreis von rund 80 Kilometern eines Firmenstandort wohnen, sollten mindestens zweimal pro Woche persönlich erscheinen.

Diese Entscheidung fällt mit weiteren Umständen zusammen: Der Zoom-Aktienkurs fällt seit August 2021 stetig. Auf die ungewisse wirtschaftliche Lage folgten dieses Jahr viele Entlassungen. "Wir haben die harte, aber notwendige Entscheidung getroffen, unser Team um etwa 15 Prozent zu reduzieren", teilte Zoom-Vorstandschef Eric Yuan den Beschäftigten im Februar mit.

Weitere Tech-Firmen, die das Büro bevorzugen

Mit dieser Maßnahme ist Zoom allerdings nicht allein. Auch Meta, ehemals Facebook, zieht die Zügel an. Im von Zuckerberg ausgerufenen "Jahr der Effizienz" werden tausende Mitarbeitende gekündigt, und ab September 2023 sollen die Verbleibenden wieder dreimal wöchentlich ins Büro kommen.

Der sonst so technologiegläubige X-Chef (vormals Twitter) Elon Musk ist ebenfalls kein glühender Verfechter von Remote Work. Ganz im Gegenteil. "Ich bin der festen Überzeugung, dass Menschen produktiver arbeiten, wenn sie persönlich anwesend sind", sagte er zu David Faber von CNBC (siehe Video).

Auch Amazon-Chef Andy Jassy pocht auf drei Tage pro Woche Büroanwesenheit. Und der CEO des ChatGPT-Herstellers OpenAI, Sam Altman, meinte im Mai diesen Jahres: "Ich würde sagen, das Experiment ist gescheitert, und die Technologie ist noch nicht gut genug, dass die Leute für immer aus der Ferne arbeiten können. Besonders bei Start-ups."

Bei Google soll vollständiges Remote-Arbeiten nur noch in Ausnahmefällen möglich sein, wie das "Wall Street Journal" im Juni berichtete. Apple hatte bereits 2021 wieder eine Drei-Tage-Präsenzpflicht eingeführt. Die Liste ließe sich noch lange weiterführen.

Angesichts dieser Nachrichten stellt sich die Frage: Ist die Idee von 100 Prozent Homeoffice nun endgültig passé? Die Versprechungen der Technologiekonzerne, gerade auch von Zoom, wirken angesichts ihrer Rückholmaßnahmen hohl. In der Pandemie waren die Marketingsolgans noch glaubwürdig. Fasziniert blickten wir zu den Technologiegiganten auf, dachten uns: Sieht so die Zukunft der Arbeit aus? Mit diesem Corona-Fiebertraum ist nun Schluss. Zumindest bei den großen Tech-Unternehmen. Auch sie holte die Realität ein. Ein Bildschnipsel im PC reicht scheinbar auf Dauer doch nicht aus, um menschliche Zusammenarbeit gelingen zu lassen. (Natascha Ickert, 9.8.2023)