Der Krieg im Sudan hat es wieder einmal in die Hauptnachrichten geschafft: mit der Seuchengefahr in Khartum, die von verwesenden Leichen ausgeht. Sie werden nicht von den Straßen geborgen, sie liegen in Wohnungen, dort sind Kranke und Alte unversorgt gestorben, sie stapeln sich in den Leichenhallen, wo es keinen Strom zur Kühlung gibt. 71 von 89 Krankenhäusern – ein großes Wort für oft bescheidene Gesundheitseinrichtungen – sind geschlossen.

Rauchschwaden über Khartoum. Aus der Hauptstadt gibt es Bilder. Über den Rest des Landes trübt sich unser Blick.
AP

Es ist ein Albtraumszenario, von dem mangels verifizierbarer Informationen unter Zuhilfenahme völlig unrealistischer Opferzahlen berichtet wird. 2435 Kinder seien seit Beginn der Kämpfe zwischen den beiden Putschgenerälen Abdelfattah al-Burhan und Mohammed Hamdan Dagalo im April getötet worden, heißt es aktuell. Ja, die 2435 wurden von irgendjemandem gezählt und auf eine Liste gesetzt.

Die Berichterstattung konzentriert sich auf Khartum. Von dort gibt es Bilder: Kampfjets und Rauchwolken über der bombardierten Stadt. Aber es ist bekannt, dass in der westlichen Provinz Darfur die Verhältnisse aus der Genozid-Zeit wiedergekehrt sind. Es wird aus ethnischen Gründen getötet. Ab 2003 war Darfur einer der Konflikte, über die am meisten berichtet wurde. Nach dem Sturz des Regimes von Omar al-Bashir 2019 ist das internationale Interesse erloschen. Dass "regime change" nicht automatisch zu Frieden und Demokratie führt, ist eine Komplexität, mit der man nicht belästigt werden will. (Gudrun Harrer, 9.8.2023)