Nach einem längeren herbstlichen Intermezzo haben wir den Sommer wieder, die Lust auf Eis ist damit auch wieder größer. Doch beim Blick auf die Eiskarten könnte einem der Gusto gleich wieder vergehen. Zwei Euro und mehr verlangen Eissalons in Wien für eine Kugel, damit wird ein Eissalonbesuch für viele schon zum Luxus. Beim Einkauf von verpackten Eislutschern im Supermarkt oder am Buffet im Freibad sieht es nicht besser aus. Vier Stück "Magnum Double Gold Billionaire" von Eskimo kosteten beispielsweise 2021 5,49 Euro, heute bezahlt man für eine Packung im Supermarkt regulär 6,99 Euro. Es ist also nicht nur ein Bauchgefühl, dass die Eispreise besonders drastisch gestiegen sind.

Im Vergleich zu anderen Produkten, deren Preise sich ja teils wöchentlich ändern, passiert das bei Eis normalerweise nur einmal im Jahr zu Saisonbeginn. Damit treffe uns das umso heftiger, erklärte der deutsche Ökonom Michael Grömling vor kurzem in einem Interview mit dem deutschen Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Die insgesamt gestiegenen Kosten wären dann "beim Eis sichtbar wie in einem Brennglas." Ein schwacher Trost, dass wir nun wissen, warum wir so überrascht sind. Doch warum kostet eine Kugel denn überhaupt so viel, und was fließt alles in die Preisgestaltung mit ein? Wir haben bei einigen Eissalons in Wien nachgefragt.

Veganista

Eisbecher
Das Eis von Veganista kostet ab 2,30 Euro.
Foto: Severin Wurnig

Beliebteste Sorte: Cookie

Kosten für eine Kugel: Euro 2,30 + 50 Cent f. Spezialsorten

"Pflanzenmilch kostet leider immer noch viel mehr als normale Milch", erklärt Cecilia Havmöller von Veganista, derzeit seien es circa 60 bis 80 Prozent mehr. "Da wir keine Fertigpaste verwenden, sondern alles frisch und in höchster Qualität machen, sind auch unsere großteils biologischen Zutaten und die extra Arbeitszeit sehr teuer. Wir mussten heuer den Kugelpreis erhöhen, weil die Zutaten, die Verpackung, die Energiepreise, Mieten, die Lohnkosten und alle möglichen Gebühren etc. enorm gestiegen sind. Bei der Qualität würden wir niemals Kompromisse eingehen. Eigentlich müssten wir mehr für eine Kugel verlangen, aber diesen extremen Kostenanstieg können wir nicht an die Kunden weitergeben", sagt Havmöller. Dafür seien die Kugeln bei Veganista auch vergleichsweise groß und schwer.

Website Veganista

Adresse: Neustiftgasse 23, 1070 Wien (Stammfiliale) sowie weitere Standorte in Wien, am Flughafen Wien-Schwechat sowie im Outletcenter Parndorf

Schelato

Eine Kugel Eis kostet im Eissalon Schelato 2,30 Euro. Damit liege man im Sommer 2023 ungefähr im Durchschnitt, meint Johannes Mutscheller.
Schelato

Beliebteste Sorte: Pistazie

Kosten für eine Kugel: Euro 2,30

Die Kosten einer Eiskugel setzten sich aus aus den Faktoren Arbeitskraft, Zutaten, Miete, Stromkosten und Maschinen zusammen, erklärt Johannes Mutscheller vom Eissalon in der Wiener Lerchenfelder Straße. "Wir produzieren alles täglich selber in unserem Eislabor mit möglichst hochwertigen Zutaten." Aus diesem Grund seien die Kosten für Zutaten und Arbeitskraft besonders relevant. Bei einer Kugel Eis für 2,30 Euro entfallen bei Schelato 20 Cent auf die Umsatzsteuer, 60 Cent auf Material/ Zutaten, 0,75 Cent auf Personalkosten, 60 Cent auf Abschreibung, Instandhaltung, Versicherungen, Steuerberatung, Gebühren, Transport, Miete, Bankspesen, Zinsen und Sonstiges, sagt Mutscheller.

Website Schelato

Adresse: Lerchenfelder Str. 34, 1080 Wien

Velobis

Anthony Chira mit Eis aus der Eisbar von Velobis
Anthony Chira betreibt das Lokal Velobis mit einer Eisbar im ehemaligen Gloriette-Kino. Die zwei Euro für eine Kugel Eis sind knapp kalkuliert meint er.
Foto: Velobis

Beliebteste Sorte: Pistazie, aber auch Banane-Erdnuss ist ein Topseller

Kosten für eine Kugel: 2 Euro

Im Lokal Velobis an der Ecke Linzer Straße / Johnstraße im 14. Bezirk – dort, wo früher das Gloriette-Kino beheimatet war – gibt es in der warmen Jahreszeit zusätzlich das Angebot einer Eisbar. Der Preis von zwei Euro für eine Kugel (3,60 Euro für 2 Kugeln, 5 Euro für 3 Kugeln) ist laut Betreiber Anthony Chira durchaus knapp kalkuliert, weil die Eisproduktion und die -kühlung sehr energieintensiv seien und die Energiepreise so stark gestiegen sind. Weiters verzichtet man im Velobis auf Geschmacksverstärker und künstliche Aromen. Die beliebteste Sorte, das Pistazieneis, wird aus persischen Pistazien gefertigt. Wöchentlich wird auch eine neue Eissorte angeboten wie Litschi-Himbeer oder auch Hibiskus-Sauerkirsch-Himbeere.

Website Velobis

Johnstraße 1–3 und Linzer Straße 2, 1140 Wien

Mittwoch bis Freitag von 15.00 bis 21.30 und Samstag & Sonntag von 12.00 bis 17.00 Uhr / Montag, Dienstag und Feiertag geschlossen

Leones

Beliebteste Sorte: Pistazie, aber auch Schokolade in den verschiedensten Variationen

Kosten für eine Kugel: Euro 2,30, Spezialsorten Euro 2,60

In einer Kugel Eis sind unter anderem der durchschnittliche Wareneinsatz sowie Personalkosten enthalten. Rein frische Produkte landen im Eis, sagt Lisa Leones von der gleichnamigen Gelateria. Circa 14 Sorten bieten sie und ihr Mann, die ihr Handwerk in Italien gelernt haben, an. Dass Eis heuer teurer geworden ist, liege auch am Stanitzel, sagt Leones. Auch hier sei der Preis gestiegen. Für Spezialsorten wie Pistazie oder Mango, die kostenintensive Zutaten benötigen, verlange man einen Aufpreis von 30 Cent. Dafür zahlt man weniger, wenn man zwei Sorten bestellt.

Website Leones

Adresse: Lange Gasse 78, 1080 Wien, und Bruno-Marek-Allee 21, 1020 Wien

(red, 15.8.2023)

Weiterlesen: