Der Satz muss jetzt (leider) sein: Gianni Infantino hatte recht. Vor dem ersten Match der Fußball-WM der Frauen in Australien und Neuseeland versprach der Weltverbandspräsident die "größte und beste Frauen-Weltmeisterschaft der Geschichte". Er sollte recht behalten.

Frauenfußball WM Sieger Spanien 2023
Es ist vollbracht: Die Spanierinnen setzten sich im Finale der "größten und besten Frauen-Weltmeisterschaft der Geschichte" vor über 75.000 Zuschauern gegen die Engländerinnen durch.
Imago / Bianca De Marchi

Emanzipation mit Tempo

1.978.274 Fans verfolgten die Spiele live in den Stadien – das sind im Durchschnitt um 9000 mehr als bei der WM 2019 in Frankreich. Gut, das Turnier wurde von 24 auf 32 Teams aufgestockt. Das fällt auch irgendwo in Infantinos Kompetenzbereich. Ehre, wem Ehre gebührt. Aber genug der Lobhudelei: Die Strahlkraft des Turniers ist keinesfalls unmittelbar dem Fifa-Boss zuzurechnen. Die Emanzipation des Frauenfußballs hat in den vergangenen Jahren ordentlich an Tempo gewonnen. Große Verbände wie vor allem jener von Vizeweltmeister England haben das Potenzial längst erkannt und bemühen sich in puncto Öffentlichkeit um eine Angleichung an die Männer. Die "Lionesses", wie die Engländerinnen genannt werden, sind auf der Insel längst Popkultur.

Gegeneinander ausgespielt

Vergleiche der Geschlechter sind der große Bremsklotz auf dem Weg zur Normalität. Das gilt für die eine Seite ("Frauenfußball ist so schlecht") wie für die andere ("Männerfußball viel unfairer"). In wohl keinem anderen Sport wird Geschlecht so häufig und hämisch gegeneinander ausgespielt. Dabei ist das Ziel, dass fußballspielende Mädchen genauso normal wie fußballspielende Buben sind, gar nicht so weit entfernt. (Andreas Hagenauer, 20.8.2023)