Die Pandemie hat viele Menschen zutiefst verstört. Sie war ein Einbruch in das vermeintlich Selbstverständliche, das angeblich Sichere, das lang Vertraute. Plötzlich war alles anders – und so manche Entscheidung in dieser kollektiv durchlebten Ausnahmesituation hat sich im Nachhinein als Fehler entpuppt. Die explosionsartig gestiegenen Abmeldungen von Kindern und Jugendlichen von der Schule, um sie zu Hause selbst zu unterrichten, zählen dazu.

Sommerschule
Unterricht in der Schule oder zu Hause mit den Eltern? Immer weniger Eltern melden ihre Kinder zum häuslichen Unterricht an.
APA/EVA MANHART

Die Meldungen für das neue Schuljahr über geplanten häuslichen Unterricht zeigen nun, dass in den Pflichtschulen eine große Rückkehr von Kindern und Jugendlichen bevorsteht, die keine Klassengemeinschaft mehr hatten, dafür Eltern in der Lehrerrolle. Heimunterricht mag in bestimmten Einzelfällen sinnvoll und das Richtige für ein Kind sein. Aber: Schule ist so viel mehr als "nur" Unterricht – für den es aus gutem Grund spezialisiertes Fachpersonal gibt. Eltern sollen Eltern sein. Und Lehrkräfte Lehrkräfte. Das entlastet und befreit alle.

Die Schule ist einer der wichtigsten Orte, wo Vergesellschaftung stattfindet und aus Individuen Gesellschaftsmitglieder werden. Wo sich Kinder ausprobieren können und sollen. Kinder brauchen eigene Räume, Freiräume, Räume ohne Eltern im Hintergrund. Die Schule ist so ein Raum. Man sollte sie Kindern – und das ist in der Pandemie leider in vielen Fällen passiert – nicht aus elterlichem Eigeninteresse wegnehmen. (Lisa Nimmervoll, 23.8.2023)