Die Radiogesellschaft Entspannungsfunk von Lounge-FM-Gründer Florian Novak hat das bundesweite Radio Austria der Fellner-Mediengruppe auf mehr als 1,6 Millionen Euro plus Verzugszinsen geklagt. Die Radiogesellschaft hat der Fellner-Gruppe 2019 mehrere Radiolizenzen für die bundesweite Radiolizenz verkauft, im Verfahren klagt sie nun gerichtlich Zahlungen ein. Bei der Fellner-Mediengruppe bezeichnet man die Klage auf STANDARD-Anfrage als "völlig unbegründet".

Niki Fellner gestikuliert in einem Interview
Niki Fellner, Mehrheitseigentümer der Fellner Medien Holding GmbH.
APA Hans Klaus Techt

Die Fellner-Gruppe bietet das bundesweite Radio Austria wie berichtet zum Verkauf an, der Prozess sollte nach früheren Angaben im Sommer in die Zielgerade gehen. Der Verkaufsprozess folgt einem großen, von der Fellner-Gruppe bestätigten, aber nicht bezifferten Schuldenschnitt mit einer Vielzahl kreditgebender Banken 2022, bei dem die Familie des Gründers Wolfgang Fellner und seines vor allem für Finanzen zuständigen Bruders und Beraters Helmuth Fellner Kapital nachgeschossen haben soll. Wolfgang Fellner verkaufte laut Grundbuch im Juni 2022 eine Villa am Mondsee für 10,5 Millionen Euro.

Die 2006 kreditfinanziert gestartete Mediengruppe Österreich mit Tageszeitung (gratis "Oe24", Kaufversion "Österreich" ), Magazinen, TV-Kanal, bundesweiten und regionalen Radios wurde parallel zu den Bankenverhandlungen im Vorjahr massiv restrukturiert. Der deutsche Unternehmensberater Andreas Pres kam in die Geschäftsführung einer Handvoll zentraler Unternehmen der Fellner-Gruppe, bisherige Manager waren nun laut Firmenbuch nur noch mit ihm zeichnungsberechtigt.

Seit Frühherbst 2022 hat die aus vielen Unternehmen bestehenden Mediengruppe neue Eigentümer*: 62,5 Prozent an einer neu eingetragenen, zentralen Fellner Medienholding GmbH hält Sohn Niki Fellner, der älteste Sohn des Gründers Wolfgang Fellner. Seine Cousine Alexandra Fellner, Tochter von Helmuth Fellner, besitzt laut Firmenbuch die übrigen 37,5 Prozent.

Unternehmensberater und Geschäftsführer Pres managt nun auch nach STANDARD-Informationen den Verkaufsprozess von Radio Austria. Erwartet wurden, jedenfalls nach Informationen aus Interessentenkreisen, ebenfalls rund zehn Millionen Euro für die Radios. Ein Komplettverkauf war nach dem STANDARD vorliegenden Unterlagen ebenso Thema wie der Verkauf von Anteilen an der bundesweiten Radio Austria sowie an den regionalen Fellner-Sendern, insbesondere der Antenne Salzburg und der Antenne Tirol.

Radio Austria war 2019 erst die zweite bundesweite Radiolizenz nach dem 2004 gestarteten Kronehit. Gegen eine solche bundesweite Lizenz kann man regionale und lokale Radiolizenzen bei der Medienbehörde KommAustria eintauschen, wenn die gesammelten Lizenzen gemeinsam zumindest 60 Prozent der österreichischen Bevölkerung technisch erreichen können. Aber: Die regionalen oder lokalen Lizenzen, vergeben für zehn Jahre, dürfen noch nicht abgelaufen sein, wenn die Behörde über die nationale Lizenz entscheidet. Und sie dürfen auch nicht gerade erst von der Behörde zuerkannt sein - übertragen kann man sie erst ab zwei Jahre nach Lizenzvergabe.

Für Radio Austria ging sich das – DER STANDARD berichtete – mit der großen Lounge-FM-Lizenz für den oberösterreichischen Zentralraum für Radio Austria gerade nicht aus, sie wurde bei den zwei Anläufen der Fellners zur Einreichung von Radio Austria gerade erneuert. Die Fellner-Gruppe griff für Austria also auf eine eigene Oberösterreich-Lizenz zurück und übernahm jene von Lounge-FM nicht, sehr wohl aber Lizenzen der Gruppe für Kärnten, Steiermark, Tirol und Salzburg. Auf die frühere Salzburger Lounge-Frequenz wechselte die eingeführte, erfolgreiche regionale Fellner-Radiomarke Antenne Salzburg, ihre bisherigen Salzburger Lizenzen gingen in Radio Austria auf.

Beim Handelsgericht Wien bestätigt man auf STANDARD-Anfrage die Klage der Novak-Radiogesellschaft Entspannungsfunk über mehr als 1,6 Millionen Euro gegen die Radio GmbH der Fellners, eingebracht Anfang 2023. Eine erste Verhandlung hat im Mai stattgefunden, im Herbst geht es weiter.

Florian Novak erklärt auf STANDARD-Anfrage nur knapp, er wolle "das laufende Verfahren nicht öffentlich kommentieren".

Bei der Mediengruppe Österreich bestätigt man – auf STANDARD-Anfrage mit Verweis auf die Informationen des Handelsgerichts – die Klage, bezeichnet sie aber als "völlig unbegründet" und verweist auf die nicht übernommene Oberösterreich-Lizenz, die Lounge inzwischen an Mitbewerber 88.6 verkauft hat. Die Entspannungsfunk-Gesellschaft werde "vertragsgemäß für die übernommenen Lizenzen bezahlt". Kaufinteressenten seien selbstverständlich über die Klage informiert worden, heißt es aus der Mediengruppe, und es gebe für den Fall des Verkaufs Konzepte für Regelungen dazu.

Der STANDARD fragte Niki Fellner und Andreas Pres in der Sache zudem, ob der Verkauf der Radiosender eine Rolle bei den Vereinbarungen mit den kreditgebenden Banken spiele. Niki Fellner erklärte zur Anfrage über die Klage, er "möchte daraus abgeleitete Spekulationen zurückweisen". (fid, 24.8.2023)