Radfahren ist in der Lobau, dem Wiener Teil des Nationalparks Donau-Auen, verboten. Außer auf jenen Wegen, wo es Schilder ausnahmsweise erlauben. So steht es in der Nationalparkordnung. Die Regelung bestehe seit den 1990er-Jahren, heißt es aus dem Forstamt der Stadt Wien. Und dennoch führt sie diesen Sommer zu Unruhe in dem Naturschutzgebiet.

Der Grund: Genau eingehalten und strikt exekutiert wurde das Verbot bisher offenbar nicht. In der heurigen Radsaison ist das anders: Das Forstamt hat neue Verbotsschilder aufgestellt. "Es wurden alte Schilder ausgetauscht und zusätzliche Schilder aufgestellt an Stellen, wo das allgemeine Fahrverbot nicht eingehalten wurde", sagt ein Sprecher zum STANDARD. "Uns ist die Unwissenheit aufgefallen, deshalb weisen wir seit Frühling verstärkt auf die Regelung hin." Bevor man mit den Verbotsschildern anrückte, habe man versucht, mit einer Kampagne Bewusstsein zu schaffen.

In der idyllischen Lobau, dem Wiener Teil des Nationalparks Donauauen, herrscht Unruhe wegen neuer Verkehrsschilder.
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Die Vorgehensweise des Forstamts zog – begleitet von Berichten über rigorose Kontrollen – dennoch Verstimmung unter Radelnden nach sich. Laut Forstamt haben dessen Mitarbeiter die neue Regelung sowohl allein kontrolliert als auch bisher rund zehnmal mit der Polizei. Diese sei dabei gewesen, um bei wiederholten Verstößen Personalien aufnehmen zu können.

Die Strafen stellt das Magistratische Bezirksamt für die Donaustadt aus. Seit Jahresbeginn seien "elf Übertretungen wegen Radfahrens abseits der gekennzeichneten Fahrradwege" verhängt worden, heißt es von dort. Die höchsten Strafsätze hätten 350 Euro betragen. Das Wiener Nationalparkgesetz sehe Geldstrafen bis 14.000 Euro vor.

Irreführung durch Google

Ein Faktor, der das Funktionieren der lange bestehenden Regeln erschwere, sei Google Maps, sagt der Forstamt-Sprecher. Denn der Kartendienst berücksichtige die Verbote bei der Routenplanung nicht: "Wir haben versucht, das wegzubekommen. Es hat aber nicht funktioniert." Wer sichergehen möchte, kann die legalen Wege im Online-Stadtplan der Stadt Wien abrufen.

Für Bewohnerinnen und Bewohner von Mühlleiten, Teil des niederösterreichischen Groß-Enzersdorf am Rand der Lobau, sind aber auch die erlaubten Radelstrecken zu wenig. Eine Bürgerinitiative hat daher eine Petition gestartet. Per Rad sei Mühlleiten wegen der Durchsetzung des Fahrverbots nur noch schwer erreichbar, genehmigte Radrouten könnten nicht mehr oder bloß über Umwege erreicht werden, heißt es im Petitionstext. Er wurde mehr als 11.000-mal unterschrieben. (Stefanie Rachbauer, 29.8.2023)