Die Illustration zeigt einen Benutzer, der ein Mobiltelefon mit dem X-Logo vor der Seite von Elon Musk hält
Die Anpassung der Datensdchutzrichtlinie markiert einen klaren Wandel in der Datenpolitik des Unternehmens.
EPA/ETIENNE LAURENT

Eine Aktualisierung der Datenschutzrichtlinien ist eigentlich nichts Ungewöhnliches und tritt bei sozialen Netzwerken immer wieder auf den Plan. Wer seit der Twitter-Übernahme von Elon Musk besonders bei Änderungen dieser Plattform skeptisch geworden ist, dürfte nun bestätigt werden. Der Twitter-Nachfolger X hat seine Datenschutzrichtlinien wieder angepasst – und will jetzt mit der Zustimmung seiner Nutzer deren biometrische Daten sammeln. Was genau X unter "biometrisch" versteht, bleibt vorerst jedoch unklar.

Die neue Richtlinie besagt, dass die Plattform mit der Zustimmung der Benutzer biometrische Daten für "Sicherheits- und Identifikationszwecke" erfassen könne. Überraschenderweise fehlen in der Richtlinie selbst Einzelheiten darüber, welche Arten von biometrischen Daten gesammelt würden oder wie dies geschehen würde. Biometrische Daten könnten von Fingerabdrücken und Gesichtserkennungsmustern bis zu Iris-Scans reichen.

Wie Bloomberg berichtet, werden die biometrischen Daten nach Angaben des Unternehmens hauptsächlich für Premium-Benutzer gesammelt. Diese können ihren Personalausweis und ein Foto einreichen, um eine zusätzliche Verifizierungsebene zu erreichen. Die biometrischen Daten, die aus diesen Unterlagen extrahiert werden können, sollen dabei helfen, die Authentizität der Konten zu überprüfen und die Plattform insgesamt "sicherer" zu machen.

Darüber hinaus plant X, auch Informationen über den beruflichen und akademischen Werdegang seiner Nutzer zu sammeln. Laut der aktualisierten Datenschutzerklärung wird dies dazu dienen, den Nutzern relevante Jobangebote und Werbung anzuzeigen. Auch sollen Arbeitgeber auf diese Weise einfacher potenzielle Kandidaten finden können.

Im Schatten einer Sammelklage

Die vorherige Datenschutzrichtlinie enthielt keine Bestimmungen zur Erfassung von biometrischen Daten oder beruflichen Informationen. Die Anpassung markiert daher einen deutlichen Wandel in der Datenpolitik des Unternehmens. Sowohl vonseiten der Benutzer als auch der Aufsichtsbehörden dürfte es Bedenken hageln, insbesondere im Hinblick auf die Verwendung und den Verkauf der gesammelten Daten für gezielte Werbung.

Interessanterweise steht die Aktualisierung der Datenschutzrichtlinien im Schatten einer Sammelklage, die gegen das Unternehmen eingereicht wurde. In dieser wird X vorgeworfen, die biometrischen Daten von Einwohnern des US-Bundesstaats Illinois ohne deren Zustimmung gespeichert zu haben. Die Klage, die am 11. Juli eingereicht wurde, behauptet, dass das Unternehmen die Nutzer nicht ausreichend darüber informiert hat, dass biometrische Daten gespeichert werden könnten.

Auf dem Weg zur "Super-App“

Diese Anpassung ist als weitere Maßnahme von X zu verstehen, seine Dienstleistungen auszuweiten. Nutzer sollen künftig etwa die Möglichkeit haben, Video- und Audioanrufe über die Plattform zu führen, ohne eine Telefonnummer angeben zu müssen. Eine von mehreren Funktionen, die Teil von Elon Musks Vision sind, X zu einer "Super-App" zu entwickeln, die eine Vielzahl von Diensten unter einem Dach anbietet. Und wie es scheint, auch die sensibelsten Daten seiner Nutzer. (bbr, 1.9.2023)