Die Mieten sind aufgrund der hohen Inflation zuletzt stark gestiegen. Nun hat die Regierung die Einführung eines Mietendeckels verkündet. Er hilft bei Preisanstiegen im Altbau, im Gemeindebau und bei bestimmten Genossenschaftswohnungen - also in ohnehin schon günstigeren Segmenten. Auf dem freien Markt hat er keine Auswirkungen. Mieterinnen und Mieter sind enttäuscht.

Frau Fenster Wohnung Wohnbau
Die Mieten sind zuletzt aufgrund der hohen Inflation stark gestiegen. In Zukunft soll ein Mietendeckel Abhilfe schaffen, er gilt nicht im Neubau.
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Neubau

"Jedes Mal, wenn die nächste Mieterhöhung im Postkasten liegt, habe ich dieselbe Reaktion: Das gibt es doch nicht, das kann nicht sein! Als ich im Oktober 2021 in diese 70 Quadratmeter große Wohnung am Rande des 20. Bezirks eingezogen bin, lagen Hauptmiete plus Betriebskosten noch bei 899 Euro. Seither wurde meine Miete viermal erhöht, seit kurzem sind es 1050 Euro. Meine Vermieterin, eine Bank, hat sich bei der Indexanhebung noch dazu verrechnet, aber um etwas dagegen zu unternehmen, müsste ich mir einen Anwalt nehmen, und das würde wieder tausende Euro kosten.

Ich falle bei allen Förderungen durch, und vom Mietendeckel profitiere ich im Neubau auch nicht. Das war mir sofort klar. Ich mag meine Wohnung wirklich, aber mittlerweile habe ich einen Punkt erreicht, wo ich sage: nicht um jeden Preis.

Ich bin 34 und eigentlich eine Gutverdienerin, aber ich überlege mittlerweile, mit Freunden in eine WG zu ziehen, weil es uns allen gleich geht." - Laura M.*

Genossenschaft

"Wir leben in einer Genossenschaftswohnung im 21. Bezirk und zahlen aktuell für 54 Quadratmeter 580 Euro im Monat, dazu kommen 90 Euro für die Garage. Die letzte Mieterhöhung war im Jänner, um 90 Euro ging es damals rauf, und der Garagenplatz wurde um 15 Euro teurer.

Im Oktober wollen wir in ein Mietreihenhaus im Burgenland umziehen. Es wird gerade noch gebaut, und darauf warten wir aktuell. Es wurde letztes Jahr im Februar noch um 760 Euro monatlich beworben, aber mittlerweile sind auch hier die Preise gestiegen. Falls es nicht noch einmal teurer wird bis dahin, müssen wir dann um fast 300 Euro mehr bezahlen, nämlich monatlich 1050 Euro. Meine Freundin und ich verdienen ziemlich gut, deshalb merken wir die Preisanstiege bei der Miete kaum. Aber dennoch können wir natürlich jeden Monat weniger sparen, weil alles rundherum gerade teurer wird. Hätten wir monatlich weniger Geld zur Verfügung, würden wir nicht in ein Haus ziehen wollen." - Mario B.*

Altbau

"Ich wohne seit 1985 in meiner 56 Quadratmeter großen Altbauwohnung in Ottakring. Ich habe alles selbst renoviert und damals auch eine Heizung und ein Bad einbauen lassen. Deshalb ist meine Miete sehr günstig, bis vor zwei Jahren habe ich 246 Euro monatlich gezahlt. Seither ist die Miete um 15 Prozent auf 283 Euro gestiegen. Meine Nachbarinnen und Nachbarn, die noch nicht so lange hier wohnen, stöhnen sehr unter dem Preisanstieg. ,Wir arbeiten nur mehr für die Miete‘, hat letztens eine zu mir gesagt, die eine 60 Quadratmeter große Wohnung bewohnt und natürlich ebenfalls eine Mieterhöhung von 15 Prozent hatte.

Ich bin mir meines Glücks bewusst und habe ein schlechtes Gewissen, dass meine Miete so niedrig ist, obwohl ich auch sehr viel in die Wohnung investieren musste. Die Anstiege und auch der geplante Mietpreisdeckel machen für mich kaum einen Unterschied, weil ich eh so wenig zahle. Mir tun aber alle leid, die schon hohe Mieten haben und jetzt noch mehr zahlen müssen." - Sandra S.*

Baugruppe

"Wir wohnen seit einem Jahr in einem Baugruppenprojekt in Wien. Unser Vermieter ist eine Genossenschaft, die uns zweimal pro Jahr eine neue Vorschreibung schickt. Dann gibt es immer einen Aufschrei im Haus. Wir haben von Anfang an eine hohe Miete gehabt, weil wir viele Gemeinschaftsflächen haben, die wir mitzahlen. Aber im Jänner ist unsere Miete aufgrund des variablen Kredits unseres Bauträgers auf einen Schlag um 200 Euro gestiegen. Für 106 Quadratmeter, auf denen wir zu fünft wohnen, zahlen wir nun rund 1740 Euro an Gesamtmiete.

Natürlich wohnen in einer Baugruppe tendenziell gutsituierte Menschen. Eine Familie ist aber mittlerweile ausgezogen, weil sie sich die Miete nicht mehr leisten konnte. Auch ich bin seit Jänner im Minus auf meinem Konto, und das ist kein Zufall. Wir haben als Baugruppe gehofft, dass wir der Genossenschaft unsere Wohnungen abkaufen können. Als klar war, dass sich das nicht ausgeht, war ich erleichtert. Dafür sind wir jetzt von ihr abhängig." - Maria S.* (Bernadette Redl, Franziska Zoidl, 2.9.2023)