Ex-Kanzler Sebastian Kurz gab den Produzenten von "Kurz – der Film" bereitwillig Auskunft. Er wird auch zur Premiere am Donnerstag erwartet.
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ÖVP-nahe? Sei er nicht, sagt Produzent Michael Reisch. Weder sei für den am Freitag überraschend publik gewordenen Kinofilm "Kurz – der Film" Geld von oder aus dem Umfeld der ÖVP geflossen. Und auch aus dem Umkreis von Sebastian Kurz habe es keinen Cent gegeben. Die am Freitag in österreichischen Kinos anlaufende Doku sei zur Gänze von der deutschen Co-Produktionsfirma Opus-R finanziert worden, die in der Vergangenheit etwa Dokus über Scooter und die Toten Hosen herausgebracht hat. Die Produktionskosten? Werde man erst zu einem späteren Zeitpunkt kommunizieren. "Das Budget ist allerdings unter 500.000 Euro gelegen", sagt Reisch.

Der langjährige Leiter des Filmfestival Kitzbühel (erst vergangene Woche gab Reisch die künstlerische Leitung, aber nicht die Geschäftsführung ab) beantwortet dieser Tage Interviewanfragen im Akkord. Sowohl die Innenpolitik als auch die Filmszene wurden Ende vergangener Woche von der Ankündigung eines zweiten Kurz-Films neben jenem von Kurt Langbein, der am 21. September in die Kinos kommt, überrascht. Ein riesiges Werbeplakat an der Wiener Donaumarina kündigt seit Freitag den Film unter der Regie von Sascha Köllnreitner an. Dieser war bisher vor allem für Sportfilme, Dokus für Servus TV und Werbefilme bekannt. Mit Michael Reisch und dessen Produktionsfirma Pongo Film arbeitete er in der Vergangenheit bereits viermal zusammen. "Da lag es nahe, auch dieses Projekt zusammen anzugehen." Gemeinsam entwickelte man das Drehkonzept.

Kein Gegenprojekt

Die Idee zum Kurz-Film sei Reisch "während der Pandemie" gekommen. Im Frühsommer 2021 griff er diese auf. Man kontaktierte das Büro von Kurz, habe aber länger keine Antwort bekommen, schließlich sagte Kurz für ein Interview zu. Das Konzept: Man wollte den Menschen und die Emotionen darstellen. Zusatz: auf kritische Weise. "Bei jemandem wie Sebastian Kurz ist das auch gar nicht anders möglich", so Reisch, man könne die Kritik an Person und Politstil ja nicht einfach ausklammern.

Anders als beim Projekt von Kurt Langbein war von Anfang an klar, dass man auf öffentliche Förderungen verzichten wolle: "Das hätte den Filmstart zu weit hinausgezögert", so Reisch. Er selbst habe den Langbein-Film "Projekt Ballhausplatz" gar nicht auf dem Radar gehabt, und "ich verwehre mich auch entschieden, ein Gegenprojekt zu Langbein im Sinn gehabt zu haben". Dass der frühere Filmstart marketingtechnisch "schlau" sei, gibt Reisch aber gerne zu. Auch die Vorwürfe, wonach angeblich Interviewpartner unter "Vorspiegelung falscher Tatsachen" gelockt worden seien, ärgern Reisch. Er weist diese entscheiden zurück.

"Wir sind bei diesem Projekt von Anfang an einen komplett eigenen Weg gegangen: sowohl was die Finanzierung als auch was das Marketing anbelangt: Wir wollten erst im letzten Moment aus der Deckung gehen", so Reisch. Weder kündigte man den Filmstart an, noch arbeitete man mit einem der bekannten Verleihe zusammen (Co-Produzent Opus-R hat einen eigenen Verleih). Als Kommunikationsstartschuss war das riesige Werbeplakat an der Donaumarina geplant, dann hoffe man, so Reisch, "dass es von selbst laufe". Eine Strategie, die aufzugehen scheint. Der Film läuft am Freitag in mehr als 30 österreichischen Kinos an. Kurz selbst wird bei der Premiere erwartet. (Stephan Hilpold, 4.9.2023)

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