Sascha Köllnreitner führte Regie bei der überraschend angekündigten Kurz-Doku.
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In den vergangenen Tagen klingelte bei Sascha Köllnreitner sehr oft das Telefon. Der 39-Jährige führte Regie bei Kurz – der Film, eine Sebastian-Kurz-Doku, die Ende vergangener Woche überraschend angekündigt wurde und schon diesen Freitag in den österreichischen Kinos startet. Mit der ÖVP will Köllnreitner nichts zu tun haben, in deren Nähe gerückt zu werden, tue ihm weh, sagt er.

Vor 19 Jahren kam der Oberösterreicher mit dem Ziel "beim Film zu arbeiten" nach Wien. Praktika, Schnittassistenz und eigene Werbefilme – das Publizistik-Studium bricht er bald ab. Durch seine Dokumentation Attention – A life in Extremes landet Köllnreitner beim Extremsport. Das ist zwar nicht seine wahre Leidenschaft, aber dadurch kommt er mit Red Bull in Kontakt und macht Dokus für Servus TV. Seit sieben Jahren ist Köllreitner auch Realisator bei der deutschen Kochsendung Kitchen Impossible. An Aufträgen mangelt es dem Familienvater nicht, er hat zwei kleine Kinder, nimmt deswegen lieber Projekte an, bei denen er nicht viel reisen muss.

Kein Pro-Kurz-Film

"Ich habe lange gehadert, den Film zu machen, weil ich wusste, das ist ein Minenfeld", erzählt er. Den Produzenten Michael Reisch, langjähriger Leiter und Geschäftsführer des Filmfestivals Kitzbühel, kennt er seit zehn Jahren durch seine Sportfilme, schon öfter haben sie zusammengearbeitet. "Im Frühsommer letztes Jahr hat mich der Michi angesprochen", erzählt er. Eine politische Dokumentation interessierte diesen schon länger. Thema: Sebastian Kurz, der Ex-Kanzler, der polarisiert.

Geld steuert die Co-deutsche Produktionsfirma Opus-R bei. "Das Warten auf österreichische Fördergelder hätte den Filmstart verzögert", sagt Köllnreitner. Der Film soll international vermarktet werden: Angela Merkel, Emmanuel Macron und Jean Asselborn werden angefragt – Stephanie Krisper, Christian Kern und immerhin Arnold Schwarzenegger bekommt man. Dass die Akteure so gar nicht damit zufrieden sind, wie der Film jetzt beworben wird, ärgert Köllnreitner. Noch am Sonntag habe er mit vielen Beteiligten telefoniert.

Sebastian Kurz beschreibt er als "höflich-distanziert". Von Anfang an habe Köllnreitner diesem klar gemacht, dass es ein differenzierter Film werden soll und kein Pro-Kurz-Film. Deswegen war ihm auch wichtig, das Recht über die finale Schnittfassung zu haben.

Von politischen Filmen hat Köllnreitner zum jetzigen Zeitpunkt erst mal genug: Er schreibt gerade ein Drehbuch für seinen ersten Spielfilm. (Jakob Thaller, 5.9.2023)