In vielen Gärten des Landes sind die letzten Badetage angebrochen. Wenn das Wetter abkühlt, ist die Badesaison vorbei und die Swimmingpools werden ausgelassen. Manche Gemeinden in Österreich werden zu Beginn der Badesaison durch das gleichzeitige Anfüllen der Pools an ihre Grenzen gebracht, DER STANDARD hat berichtet. Wie schaut es aus, wenn alle gleichzeitig ihre Pools wieder auslassen?

In wenigen Tagen ist die Badesaison vorbei. Leere Pools müssen gut gesichert werden.
In wenigen Tagen ist die Badesaison vorbei. Leere Pools müssen aber gut gesichert werden.
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Nachfrage in Kohfidisch, einer 1400-Einwohner-Gemeinde mit 42 fix verbauten und 100 aufstellbaren Pools im Südburgenland. Dort muss man sowohl das Einlassen des Pools als auch das Auslassen der Gemeinde melden, das funktioniere gut. Derzeit sind die Pools laut Bürgermeister Norbert Sulyok (ÖVP) noch gefüllt, "das Auslassen passiert meist erst im Frühherbst". Allerdings betont er auch: "Es entleeren die wenigsten", viele würden das Wasser zumindest zur Hälfte im Pool stehen lassen und zum Blumengießen oder Autowaschen verwenden.

Laut Fachleuten ist das tatsächlich unbedenklich: Wer den Sommer über nur Chlor ins Badewasser geschüttet hat, kann es nach einiger Zeit auf der Wiese oder dem Rasen im Garten versickern lassen. Denn Chlor verflüchtigt sich mit der Zeit. Relevant ist der sogenannte Aktivchlorgehalt. Erst wenn er unter 0,05 Milligramm pro Liter liegt, darf das Wasser auf dem eigenen Grund und Boden über eine aktive Bodenschicht – also über von Gras bewachsenem Boden – verteilt werden. Das ist deshalb wichtig, weil der Boden so das Wasser filtern kann, bevor es ins Grundwasser gelangt. Es direkt in eine Sickergrube zu schütten sei deshalb auch verboten, erklärt Manfred Mahringer von der Abteilung Wasserwirtschaft des Landes Oberösterreich.

Rund 30 Kubikmeter Wasser oder so viel wie 200 Vollbäder fasst ein durchschnittlicher Pool. Für kleinere Gärten kann eine solche Wassermenge zur Herausforderung werden. Ratsam ist deshalb, das Wasser über mehrere Tage versickern zu lassen – auch um zu verhindern, dass die Gärten der Nachbarinnen und Nachbarn geflutet werden.

Chemie aus dem Baumarkt

Werden handelsübliche Präparate verwendet, liegt der Aktivchlorgehalt meist schon 48 Stunden, nachdem das Mittel zuletzt ins Wasser gegeben wurde, unter dem vorgeschriebenen Wert von 0,05 Milligramm pro Liter. Um das zu überprüfen, gibt es Schnelltests im Poolbedarfshandel. "Wer zwei Wochen wartet, muss nichts mehr messen", sagt hingegen Roman Neunteufel vom Institut für Siedlungswasserbau; einzig für Gemüsepflanzen würde er das Wasser nicht nutzen.

Wirklich problematisch seien aber sogenannte 4-in-1-Tabs, die in Baumärkten erhältlich sind. Sie enthalten neben Chlor auch eine Chemikalie, die das Chlor stabilisiert, einen PH-Senker sowie Algenbekämpfungsmittel. Der Gesetzgeber habe diese Stoffe noch nicht verboten, obwohl die Entsorgung nicht klar geregelt und sie laut Umweltchemikern bedenklich ist. Neunteufel: "Diese Stoffe sollten nicht ins Grundwasser, und auch in den Kläranlagen wollen wir sie nicht." Im Vergleich zu herkömmlichem Chlor, von dem zweimal täglich ein kleiner Löffel ins Wasser geschüttet werden sollte, halten 4-in-1-Tabs mehrere Wochen.

Sind im Badewasser neben Aktivchlorpräparaten auch noch andere Mittel wie Überwinterungszusätze oder Algenbekämpfungsmittel, besonders auf Basis von Kupfer- oder Silbersalzen, oder handelt es sich um Salzwasser, darf das Wasser nicht versickern, sondern muss in den Kanal abgeleitet werden.

Entsorgung im Kanal

Im Idealfall liegt der Chlorgehalt in Pools bei etwa 0,4 bis 0,5 Milligramm pro Liter. Zum Vergleich: Wird Trinkwasser gechlort, was in Österreich sehr selten, im Ausland jedoch weit häufiger der Fall ist, darf das Chlor einen Grenzwert von 0,3 Milligramm pro Liter nicht übersteigen. Poolbauer wie Johann Poinstingl, Geschäftsführer von Leidenfrost Pools sowie Präsident des österreichischen Schwimmbadverbandes, erklärt, dass Chlor zu Unrecht verteufelt werde. Gut eingestellte Pools hätten Trinkwasserqualität und das verwendete Wasser könne auch als Nutzwasser dienen, heißt es in einem Positionspapier des Verbands.

Hat man das Wasser im Frühjahr aus der Trinkwasserleitung entnommen, hat man damit auch für die Entsorgung über den Kanal bezahlt. Vorab sollte man sich dennoch beim Kanalisationsbetreiber melden. Verbände wie der Abwasserverband Welser Heide, bei dem die Abwässer von 210.000 Oberösterreicherinnen und Oberösterreichern landen, merken die Wassermengen aus den Pools nicht einmal. Schwallartiges Abpumpen müsse man jedoch vermeiden, "aber das geben die Schwimmbadpumpen eh nicht her", sagt Geschäftsführerin Bettina Casagrande. Mit einem normalen Schlauch sei das Ablassen des Wassers für die Kanalisation kein Thema, heißt es auch in kleineren Gemeinden wie Offenhausen in Oberösterreich auf Anfrage. "Da sind Starkregenereignisse das größere Problem", sagt Bürgermeisterin Martina Schmuckermayer (ÖVP).

Die nächste Poolsaison

Prinzipiell sei es kein Problem, das Wasser bis zum nächsten Jahr im Becken zu lassen, sagen Fachleute. Bei großen Stahl- oder Kunststoffwannen, die in den Boden eingelassen sind, ist das kein Problem. Wichtig ist, dass die Filteranlage wasserfrei ist, um sie vor Frostschäden zu schützen. Und egal ob Sommer oder Winter, wer den Pool abdeckt, hält ihn dadurch frei von Verschmutzungen, etwa durch Blätter oder Tiere und braucht somit weniger Chlor oder andere Mittel. Zudem verhindert das Abdecken, dass Tiere oder Kinder hineinfallen.

Auch ohne weitere Chemikalien ist es im Frühling dann möglich, den Pool wieder sauber zu bekommen. Dafür am besten erst händisch reinigen, dann die Pumpe aufdrehen und letztlich eine sogenannte Schockchlorung durchführen, wie Neunteufel es nennt. Dann wird das Wasser, obwohl es den ganzen Winter im Becken war, auch wieder so sauber, dass das Planschen darin Freude macht.

Übrigens sollte ein eingebauter Pool nie ganz entleert werden: Mit dem Gewicht des verbliebenen Wassers wird der Pool in Form gehalten und verhindert, dass er bei steigendem Grundwasser ausgehoben wird. So klappt es auch mit der kommenden Badesaison, auch wenn sie derzeit noch fern ist. (Bernadette Redl, Franziska Zoidl, 10.9.2023)