Tausendmal konnten die Wiener Straßenbahnen im ersten Halbjahr 2023 nicht weiterfahren, weil ihnen ein falsch oder schlampig geparktes Auto den Weg versperrte. Im gesamten Vorjahr passierte das laut Wiener Linien exakt 1.535 Mal – und damit durchschnittlich viermal am Tag. Seitens des städtischen Verkehrsbetriebs und im Rathaus ist man der Ansicht, dass das zu viel ist. Die Strafen für Öffi-Blockierer werden daher am 15. September auf 365 Euro angehoben. Das ist so viel, wie eine Jahreskarte der Wiener Linien kostet.

Im Schnitt wurden Wiener Straßenbahnen im Vorjahr viermal am Tag von Autos blockiert.
Wiener Linien

Die Maßnahme solle "freie Fahrt" für die Öffis garantieren, hieß es am Donnerstag in einer Aussendung. Die bis 2020 für die Öffis und nun für den Verkehr insgesamt zuständige Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) verwies darauf, dass ein Drei-Stufen-Plan gegen das Blockieren von Öffis entwickelt wurde. Man habe bereits für das Problem sensibilisiert und viele Falschparker-Hotspots baulich entschärft, zuletzt etwa in der Kreuzgasse in Währing. Die Erhöhung der Strafen von 128 auf 365 Euro sei nun der letzte Schritt. Zu der Summe kämen noch Kosten für die Feuerwehr oder den Abschleppeinsatz dazu.

"Es geht mir nicht um maximales Strafen, sondern darum, dass die Öffis ungehindert fahren können", sagte Sima. "1.500 Bim-Blockaden sind eindeutig zu viel.“ Und Wiener-Linien-Geschäftsführerin Alexandra Reinagl ist der Ansicht, dass es "höchste Zeit" sei, das Blockieren von Bus und Bim zu verteuern: "Wie kommen hunderte Öffi-Fahrerinnen dazu, wegen eines rücksichtlos abgestellten Fahrzeugs aussteigen, umsteigen oder warten zu müssen?" Bis die betroffenen Linien nach Entfernung des Falschparkers wieder den gewohnten Fahrplan einhalten können, dauere es immerhin mitunter Stunden.

Linie 1, 2 und 5 am störungsanfälligsten

Die Straßenbahn ist in Wien jenes öffentliche Verkehrsmittel, das mit Abstand am häufigsten von Störungen betroffen ist – gefolgt von Bus und U-Bahn. Auf der Website f59.at werden seit September 2013 sämtliche Probleme dokumentiert. Die Daten werden automatisiert aus der Opendata-Schnittstelle der Wiener Linien aufgezeichnet.

Insgesamt wurden von Beginn der Dokumentation bis Ende 2022 exakt 86.470 Störungen für sämtliche Wiener Öffis registriert. In 19.202 Fällen handelte es sich um eine Verspätung, in 13.899 um einen Unfall und 10.873 Mal um einen Rettungseinsatz. Platz vier der Störungsursachen belegen schadhafte Fahrzeuge (9.535 Fälle), Platz fünf geht bereits an Falschparker (7.888).

Dass Straßenbahnen störungsanfälliger sind als Bus und U-Bahn liegt daran, dass sie etwa Falschparkenden und Unfällen nicht ausweichen können. Zusätzlich haben sie wie Busse auch mit dem Verkehr zu kämpfen.

Aufschluss darüber, auf welchen Straßenbahnlinien es besonders oft zu Störungen kommt, geben die Daten von f59.at auch. Demnach führt die Linie 5 das Ranking mit bisher 3.361 Störungen an, gefolgt vom Zweier (3.327 Störungen) und Einser (2.913 Störungen).

Neuer Dienst für elektronische Parkscheine

Von einer anderen Änderung sind Autolenkerinnen und Autolenker in Wien übrigens nicht betroffen: Bei den elektronischen Parkscheinen bleibt in der Bundeshauptstadt alles beim Alten, im Rest Österreichs wird ab 2024 Easypark den Dienst Handyparken ablösen. Das wurde am Donnerstag bei einer Pressekonferenz verkündet.

Seit mehr als 20 Jahren läuft das Bezahlen von Parkgebühren per App oder SMS in Österreich via Handyparken. Nun habe man mit dem europäischen Marktführer für digitales Parken einen Partner für neue Anforderungen gefunden. Easypark möchte alle Handyparken-Städte und -Gemeinden ausgenommen Wien Schritt für Schritt in sein Angebot aufnehmen.

Wer jetzt Handyparken nützt und dann von einer Umstellung betroffen ist, habe derzeit keinen Handlungsbedarf. Man werde zeitgerecht über die Umstellung informiert. Der Parkvorgang lasse sich in der App mit einem Klick starten, verlängern oder stoppen. In den meisten Gemeinden sei minutengenaue Abrechnung möglich. Alle gängigen Zahlungsmittel – SEPA-Lastschrift, Kreditkarten, PayPal und Apple Pay – werden akzeptiert. (Stefanie Rachbauer, 7.9.2023)