Die Kinder spielten im Hof, wir Eltern standen daneben und plauderten. Eigentlich war letzte Woche Dienstag alles wie immer in unserer Wohnanlage. Doch dann entdeckte ein Nachbar einen Vogel, der auf dem Boden saß, zitterte und sich nicht vom Fleck rührte. Mein Nachbar rief beim Wiener Wildtierservice an, wo man ihm erklärte, der Vogel könne nicht von ihnen abgeholt, aber in die Triester Straße abgegeben werden, wo man ihn versorgen könne.

Taube
Wer einen verletzten oder hilflosen Vogel findet, kann ihn in Wien bei der Wildtierrettung abgeben.
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Da der zehnte Bezirk von unserer Anlage in Ottakring nicht unbedingt ums Eck liegt und außerdem die Kinder ins Bett mussten, setzten wir Hilferufe auf Facebook und in unsere Nachbarschaftsgruppe ab. Vielleicht, so dachten wir, fährt ja jemand noch in Richtung Süden und könnte den Vogel abliefern.

Gut ausgegangen

Tatsächlich meldete sich eine ehemalige Nachbarin, die schon vor Jahren ausgezogen, aber noch immer in der Gruppe war. Sie kam extra aus dem Süden Wiens, um den Vogel abzuholen. Wir setzten ihn in eine Schuhschachtel mit Löchern und übergaben ihn der Retterin. Eine Stunde später erzählte sie am Telefon: Die Jungtaube sei laut Tierrettung unterernährt gewesen und habe noch nicht fliegen können. Ohne Hilfe hätte sie wohl die Nacht nicht überstanden. Ende gut, alles gut, würde man meinen.

Doch fünf Tage danach fanden wir erneut einen Vogel in der gleichen Situation. Und wieder kam die Vogelretterin extra zu uns und gab das Tier in der Triester Straße ab. Auf Facebook trudelten währenddessen Tipps und Erfahrungen von anderen Vogelrettungen ein, etwa der, einen Taxler zu bezahlen und ihn die Box abgeben zu lassen. Eine Frau schrieb: "Der Taxler hat das damals eine Minute vor Torschluss geschafft und mich angerufen und unter Tränen und ganz stolz davon berichtet."

Tja, das Glück ist ein Vogerl - gilt wohl auch für die Vogerln selbst. (Bernadette Redl, 8.9.2023)