ORF
Im ORF zeichnen sich Tendenzen zum "Beidseitismus" ab.
Heribert Corn

Journalisten sollen "ausgewogen" berichten, heißt es häufig. Eine Banalität, wenn man darunter versteht, dass möglichst alle relevanten Aspekte einer Sache oder einer Person berichtet und/oder kommentiert werden. Aber die Freunde des "Gib brav das Pfoti"-Journalismus verstehen unter "ausgewogen", dass man ja nichts Kontroversielles ohne Beruhigungstropfen anbringen darf. Das ist der sogenannte "Beidseitismus". Etwa: "Corona ist eine Pandemie, aber manche sagen, Corona gibt’s nicht."

Im ORF zeichnen sich entsprechende Tendenzen ab. Es soll einen "Ausgewogenheitscheck" geben, verlautet aus der Chefetage. Und im ORF- Kulturmontag gab es eine, Schnappatmung, "einseitige Anti-Kurz-Show", wie "Stiftungsratsmitglieder" bemängelten. Der Politologe Peter Filzmaier und der Kabarettist (und STANDARD-Kolumnist) Florian Scheuba erörterten halt die beiden Kurz-Filme. Das gefiel der ORF-Geschäftsführung gar nicht. Weil "die Vorwürfe gegen Kurz von Scheuba ohne Unschuldsvermutung" vorgetragen wurden. Es müsse eine "ausgewogene Einladungspolitik" geben – "im Rahmen einer aktiven Fehlerkultur". So wie im sonntäglich Im Zentrum mit brav einem/einer aus jedem Eck? Mit all den "Diese Vorwürfe weisen wir zurück"-Automaten vom Dienst? Bis endgültig die GAL ("Größte anzunehmende Langeweile") eingetreten ist? "Aktive Fehlerkultur"? Oder "vorauseilende Selbstaufgabe"? (Hans Rauscher, 15.9.2023)